OGS Seebach - Beitrag

Kuhn, René
Landwirtschaft – Landwirte von 1900 - heute – historisch
Erster Hof erbaut vor 1300, Neubau um 1650. Alte Assek-Nr. 42, neu 265/266. René Kuhn war Landwirt bis in die 1970er Jahre. Danach hat er das Bauern aufgegeben, aber noch weiterhin dort gewohnt. In den 1980er Jahren richteten die Grabsteinbauer Egloff & Friedrich dort ihre Werkstatt ein. Bekannt ist auch, dass das Haus in früheren Zeiten viele Jahrzehnte lang einer Familie Klöti gehörte. Mitte der 1980er Jahre plante René Kuhn den Abbruch der alten Liegenschaft und den Bau einer Wohnüberbauung mit etwa 30 Familienwohnungen.

Er liess von sich aus eine allfällige Schutzwürdigkeit des Gebäudes abklären, ehe er die Abrissbewilligung einholte. Im Juli 1987 beschloss der Stadtrat dann überraschend, das Haus unter Schutz zu stellen. Er rekurierte dagegen, doch sein Rekurs wurde abgewiesen. 1992 wurden die Renovationskosten des alten Bauernhauses auf über eine Million Franken geschätzt, wobei der Stadtrat nicht gewillt war, diese Summe aufzubringen, sondern glaubte, dass das Aufgabe des Besitzers sei.

Dagegen opponierte René Kuhn, da ihm Renovationskosten solchen Ausmasses nicht zugemutet werden könnten. Er liess ein einfaches Projekt für eine Wohnnutzung ausarbeiten, wobei sich ergab, dass selbst mit sehr hohen Mieten die Liegenschaft unmöglich wirtschaftlich betrieben werden könnte. Keine Bank würde ein solches Projekt finanzieren, wenn nicht die Stadt einen ganz beträchtlichen Teil dieser Kosten übernähme, wozu aber die Stadt nicht bereit war.

1989 wurde der Stadtrat vom Verwaltungsgericht beauftragt, alles notwendige für den Schutz der Bauten zu unternehmen, doch es geschah bis 1992 nichts. Dann liess der Stadtrat das Haus von zahlreichen Fachleuten erneut beurteilen und berichtete dann, dass keine unmittelbare Einsturzgefahr bestehe und René Kuhn nun unvermittelt die dringendsten Reparaturen vornehmen lassen müsse. Auch dagegen reichte er Widerspruch bei der Baurekurskommission ein, da er nicht an der Pflege einer 'Ruine' interessiert war.

Der Stadtrat warf nun Kuhn vor, er vernachlässige den Unterhalt, doch Kuhn erwiderte, dass er einen solchen Vorwurf nicht gelten lasse. Dazu müsste der Unterhalt des Hauses ja zumutbar sein, doch dies übersteige bei weitem seine Möglichkeiten. Wenn die Stadt ein Haus unter Schutz stelle, sei sie auch gehalten, das hierfür Nötige selber zu veranlassen und es nicht auf den Besitzer abzuwälzen, der im Erhalt einer Ruine keinen Sinn zu erkennen vermöge.

Am 6.10.1998 brannte die Scheune ab, vermutlich durch eine brennende Zigarette einer Person, die dort unerlaubterweise nächtigte. Es war nachweislich bekannt, dass das Abbruchobjekt immer wieder von Personen als Übernachtungsobjekt benützt wurde. Die Brandstifterin wurde eher zufällig ermittelt und musste sich wegen zahlreicher schwerer Delikte im Jahre 2001 vor Gericht verantworten. Nachdem die Scheune nun nicht mehr existierte, hatte der Stadtrat kein Interesse mehr an dem Haus und entliess es aus der Schutzwürdigkeit. Einigermassen erstaunt war man über diese Logik, denn es war ja nicht die relativ neue Scheune, welche schutzwürdig war, sondern das immer noch stehende Bauernwohnhaus aus dem Jahre 1650, welches vom Brand nicht direkt betroffen war.

Dieses Beispiel zeigt erneut, welcher Unsinn eine Unterschutzstellung darstellt, wenn das Haus dann nicht auch von der Stadt gepflegt wird oder anderweitige Lösungen gesucht und mitfinanziert werden. Nach dem Brand gedieh dort eine prächtige Oase mit einer Blumenpracht von fantastischer Schönheit inmitten von modernen Wohnblöcken! Um 2004 stand dann wieder ein Baugespann dort, doch dauerte es noch bis 2006, bis mit dem Neubau begonnen wurde.

Quellen:
- Tages-Anzeiger vom 28.7.92 (viel Abschnitte in stark gekürzter Form)
- Ralph Fässler (kleine Details)
- übrige Tagespresse (Restliche Infos)
- Beat Czybik (Hinweis auf Egloff & Friedrich)
- Verein Ortsgeschichte Seebach in "Zum Jahreswechsel 2014/15" (Brandstifterin)

René Kuhn (1980)

Aufnahme des Bauernhauses, als es noch in Betrieb war. Die Foto entspricht ganz dem Stil von Ernst Urech, von wlechem die OGS sie erhielt und sie enthält keine Hinweise auf einen anderen Fotografen.

René Kuhn (1988)

Diese Zeichnung fand sich in Kurt Wirths Seebacher Unterlagen. Aufgrund des Standorts kommt als Künstler nur Reinhold Zurbrügg in Frage, denn es sieht sehr stark nach seinem Balkonblick aus.

René Kuhn (1988)

Das Bauernhaus des René Kuhn in seinen letzten aktiven Tagen. Fotografiert von der Wohnung des Reinhold Zurbrügg. Es diente später dem Künstler als Vorlage für ein Akrylbild.

René Kuhn (1995)

Die Scheune und die Brandspuren.

René Kuhn (1995)

Das ausgerbrannte Gebälk der Scheune.

René Kuhn (1995)

Noch ein Blick in das verkohlte Gebälk der Scheune.

René Kuhn (1995)

Das Bauernhaus mit der abgebrannten Scheune kurz nach dem Brand in der Abendsonne.

René Kuhn (2002)

Akrylbild von Reinhold Zurbrügg, gemalt von Reinhold Zurbrügg im Jahre 2002 zum Jubiläum "100 Jahre Doppelquartett Seebach". Grösse etwa 3 x 4.5 m. Bis 2014 hing das Kunstwerk im Singsaal des Schulhauses Buhnrain.

René Kuhn (2005)

Hier sieht es eher wie in einem botanischen Garten aus, ist aber nichts anderes als das alte Umland um das einst stolze Bauernhaus an der Seebacherstrasse 111.

René Kuhn (2005)

Ein Jahr vor Baubeginn sah es noch aus wie in einem Naturreservat, mitten in Seebach. Das Strasschen im Vordergrund ist ein Überrest der alten Linienführung der Seebacherstrasse.

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