OGS Seebach - Beitrag

Gugolz, Gottfried
Landwirtschaft – Landwirte von 1900 - heute – historisch
Landwirt ca. 1872 - 1961 ?. Frohbühlstrasse 30 (1913, 1931, 1950, 1956, 1959), Assek-Nr. 106, im sog. Eichbühlhof, erbaut 1834. Geburts- und Todesjahr sind noch etwas unsicher. Seine Urenkelin schreibt, dass er an die 90 Jahre alt wurde. Gottfried Gugolz übernahm den Eichbühlhof im Jahre 1894, das schreibt Amelia Wettstein, die Schwester von Sekundarlehrer Paul Wettstein in ihren Memoiren. Da war er gerade mal 22 Jahre alt. Er kam vom Tempelhof in Rümlang her und war Bürger von Zürich-Aussersihl. Sein voller Name: Gottfried Gugolz-Vogler. Seine Frau hiess Lina und kam von Oberhasli. Die Gugolz' hatten 5 Kinder: Lina (1892-5.9.1988), Marie (9.1.1895-1.12.1967), Emilie (7.1.1896-28.11.1983), Emmi und Frida. Lina heiratete einen Johannes Ferrari, Emilie heiratete den August Erni II, Inhaber der Handlung Erni-Gugolz, Emmi heiratete einen Sieber und Frida den Walter Vollenweider, Kanzlist und wohnhaft gewesen an der Köschenrütistrasse 6.

Marie blieb ledig und wurde bald einmal als Jumpfere Marie bezeichnet. Sie führte nach dem frühen Tode ihrer Mutter den Haushalt für ihren Vater weiter. Nach dem Tode ihres Vaters um ca. 1961 blieb sie noch eine Weile auf dem Hof und verpachtete ihn dann an den Pferdehalter Gigli, welcher noch einige Jahre auf dem Hof lebte und seine Pferde pflegte, diese aber vor allem an Reiter vermietete und auch fremde Pferde in Pflege nahm. Aus dem ehemaligen Bauernhof wurde sozusagen ein Gestüt. Marie Gugolz zog irgendwann an die Glatttalstrasse 19 und wurde am 25.9.1967 um 13 Uhr an der Mattackerstrasse in Seebach das Opfer eines Verkehrsunfalls, bei welchem sie offenbar durch ein Missverständnis mit einem 17-jährigen Lehrling zusammenstiess, der sich mit einer dem Vater entwendeten Lambretta ohne Führerschein auf einer Strolchenfahrt befand. Sie erlitt unter anderem Brüche am Schlüsselbein, an einem Fussknöchel, Hautabschürfungen und Hirnblutungen an deren Folgen sie am 1. Dezember 1967 im Spital verstarb.

Der Unfall spielte sich so ab, dass Marie Gugolz aus einem Seitenweg bei der Mattackerstrasse 41 auf die Strasse trat, dann offenbar den heran nahenden Lambrettafahrer sah und stehen blieb. Da dieser sofort ein Bremsmanöver einleitete und seine Geschwindigkeit dabei auf etwa 40 bis 45 Km/h reduzierte, scheint Marie Gugolz geglaubt zu haben, dass er anhalte und lief weiter. Der Lambrettafahrer hingegen meinte, dass Marie Gugolz weiterhin warten werde, sodass er noch vor ihr durchfahren könne. So lief sie ihm direkt ins Fahrzeug, wurde weg geschleudert und schwer verletzt.

Der Lambretta-Fahrer wurde angeklagt wegen Fahrens ohne Führerschein, Entwendung eines Motorfahrzeugs, der fahrlässigen Tötung sowie der Verletzung von Verkehrsregeln. Der Antrag lautete auf einen Monat Gefängnis, bedingt erlassen mit einem Jahr Probezeit ohne Schutzaufsicht. Er hatte aber grosses Glück, denn weil er noch unmündig war und weil die Berichte der einzigen Zeugin infolge Widersprüchen nicht verwendet werden konnten, war das Gericht der Meinung, dass er nicht zu schnell fuhr und dass er annehmen durfte, dass Frau Gugolz seine Vorbeifahrt abwarte und ihm daher eine Vollbremsung nicht zugemutet werden konnte. Dass ein fahrender Verkehrsteilnehmer auf alte Leute besondere Rücksicht nehmen und grösste Vorsicht walten lassen muss (Art. 26, Abs. 2 SVG), erachtete das Gericht im vorliegenden Fall als nicht relevant. Und dass jemand, der keine theoretische Fahrprüfung absolviert hat, die Verkehrsgesetze eben nicht kennt, wurde ihm offenbar noch zugute gehalten.

Auch war das Gericht der Meinung, dass der Beklagte trotz fehlender Fahrprüfung das Motorrad genügend beherrscht habe. Darüber hinaus war das Gericht sogar der Meinung, dass er keine Verkehrsregeln missachtet habe und dass er zwar den Tod einer Verkehrsteilnehmerin verursacht, aber nicht verschuldet habe. Man merke sich den kleinen Unterschied! Da die Jugendanwaltschaft ihm eine gute Prognose stellte und er in geordneten Verhältnissen lebte und zwischen dem Unfall und der Gerichtsverhandlung nichts habe zuschulden kommen lassen, wurde ihm der bedingte Strafvollzug gewährt. Das Urteil lautete auf 10 Tage Gefängnis, bedingt erlassen wegen 'Entwendung eines Motorfahrzeugs zum Gebrauch' und 'Führen eines Motorfahrzeugs ohne Führerschein'. Eine weitere Schuld sah das Gericht nicht. Darüber hinaus musste der Lenker noch die Gerichtsgebühr von Fr. 20.-- sowie die Hälfte der übrigen Gerichtskosten von Fr 120.--, also Fr. 60.-- zahlen. Zwischen der Strolchenfahrt und dem Unfall sah das Gericht keinen Zusammenhang.

Mehr über Lina Gugolz siehe unter Ferrari-Gugolz, Johannes!

Mehr über Emilie Gugolz siehe unter Erni-Gugolz, August!

Emma Gugolz heiratete einen Sieber. Die Sieber-Gugolz' hatten zwei Kinder: Hans und Emmi. Von Emmi ist noch bekannt, dass sie einen Friederich heiratete. Für 1931 ist im Adressbuch von Seebach kein Sieber-Gugolz und auch kein Friedrich-Sieber eingetragen, sodass die Linie Emma Gugolz offenbar von Seebach weg gezogen ist.

Frieda heiratete einen Walter Vollenweider, Kanzlist, später Rechnungsführer. Sie wohnten noch 1931 an der Köschenrütistrasse 6. Im gleichen Haus wohnte 1950 auch die Tochter Erika in einer eigenen Wohnung. Sie wurde kaufm. Angestellte, heiratete einen Felix Berger, wohnte in Höngg und starb 19.12.2007. Auch ihr Bruder Walter wohnte noch 1950 im gleichen Haus in einer eigenen Wohnung. Er wurde Automechaniker. Die beiden Vollenweider-Kinder waren zu diesem Zeitpunkt etwa 30 Jahre alt. Walter Vollenweider heiratete später eine Eva (?) und lebte in Höngg.

Damit wäre die ganze Linie des Gottfried Gugolz' abgehandelt. Falls noch weitere Nachrichten eintreffen, werden diese laufend nachgeführt.

Gottfried Gugolz entstammte jener Bauernfamilie Gugolz, welche im Rümlanger Tempelhof zu Hause war. Die Art der Abstammung oder Verwandtschaft ist der OGS allerdings nicht bekannt.

Gottfried Gugolz verkaufte in den 1950er Jahren frisch gepressten Süssmost. Das Angebot stand jeweils auf einer mit Kreide beschrifteten Schiefertafel an der Hauswand. Gottfried Gugolz war 1921 Vizepräsident der Holzkorporation Seebach (HKS). Er besass 1928 6 Kühe, aber keine anderen Tiere. Schon 1914 war er auch Vizepräsident der Genossenschaft der Vereinigten Milchproduzenten der Sennerei Seebach (GVMSS).

Ernst Benninger nennt als frühere Bauern auf dem Hof einen Gujer, einen Felix Meier und ein Wettstein. Felix Meier soll Feggeli genannt worden sein. Die richtige Reihenfolge der Bauern dürfte nach den der OGS vorliegenden Hinweisen Gujer, Meier und Wettstein gewesen sein. Das sind Informationen die Ernst Benninger auf seinem Seebacher Gemeindeplan von 1915 notiert hat und von welchem die OGS eine Kopie besitzt.

Der Hof des Gottfried Gugolz hiess Eichbühlhof. Eichbühl bedeutet wörtlich übersetzt Eichenhügel. Gemeint war mit grosser Wahrscheinlichkeit aber nicht der Eichrain, sondern die früher noch deutlicher sichtbare kleine Erhebung im Ausserdorf, auf deren höchstem Punkt eine Eiche mit einem Bänkli stand. Da früher die Gegend noch fast unbebaut war, war diese Eiche weit herum sichtbar. Nach ihr wurde dann der Eichbühlhof benannt. Der Hof wurde gemäss BAZ 1965 abgetragen. Die Annahme, dass der Eichrain dem Hof den Namen gegeben haben könnte, dürfte irrig sein, denn die letzten Eichen wurden an diesem Abhang schon um 1400 oder bald danach abgeholzt. Die Eiche in den Ausserdorfer Pünten war hingegen 1831, als der Hof seinen Namen bekam, noch am Leben.

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Namen Gugolz: Der Name ist in Seebach urkundlich vor 1900 nicht zu finden, wobei 1900 eine runde Zahl ist. Es scheint, dass Gottfried Gugolz durch Zuwanderung aus Rümlang als erster seines Namens nach Seebach kam. Daran konnte sich Werner Schnellmann jun, noch dunkel erinnern. Dank dem zahlreichen Nachwuchs bei den Gogolz' erschien der Name noch eine Zeit lang als Zweitname in den Adressen einiger Familien und einer Porzellanwarenhandlung. Mehr ist über die Seebacher Existenz des Namens nicht zu finden.

Der Name Gugolz selber ist aber uralt und geht bis vor 1300 zurück. Die Gugölze stammen vornehmlich aus der Gegend des Zürichsees und vereinzelt aus dem Sihltal und dem Säuliamt. Der Name gehört zur Gruppe jener Familiennamen, welche auf besondere Eigenschaften der Träger zurück gehen. Mittelhochdeutsches guckezen = angestrengt gucken könnte auf Neugier schliessen lassen. Diese Deutung wird von Kläui und Schobinger ohne Erklärung des Wortentwicklungsprozesses genannt und vermag noch nicht alle zu überzeugen, denn ein Wortentwicklungsprozess von guckezen zu Gugolz ist nicht nachvollziehbar und auch sehr schwer vermittelbar.

Die Vermutung, dass der Name auf Guggholz (Wald mit Ausblick) zurück geht, konnte bis heute nicht erhärtet werden. Es gab diese Frühform als Familienname in unserer Gegend nicht. Und dennoch ist sie nicht ganz von der Hand zu weisen. Darauf deutet auch ein Freud'scher Verschrieb des Seebacher Zivilstandsbeamten D. Wohlgemut hin, welcher am 12. Januar 1895 den Geburtsschein von Marie Gugolz ausstellte. Er machte gleich zweimal den Schreibfehler, indem er ihren Familiennamen als Gugholz mit «h» schrieb, siehe nebenstehende Kopie! Es musste damals einen Grund gegeben haben, warum er den Namen so schrieb.

Bruno und Ursula Weber-Noser haben der OGS die Bewilligung zur Publikation der Familiengeschichte erteilt.

Quellen:
- OGS-eigene
- Bruno und Ursula Weber-Noser (Urenkelin von Gottfried Gugolz)
- Ernst Benninger (Feggeli, Wettstein)
- Emma Schulthess-Meier (Wettstein)
- Beat Czybik
- Margret Ferrari in der Vorstadt 1.3.1990 (Leserbrief)
- BAZ (Abbruchjahr)
- HKS (Foto)
- «Unser Seebach», 1983, 70 (GVMSS)
- Werner Schnellmann jun.
- Zürcher Familiennamen, ZKB, 1994, 78
- Seebacher Viehversicherungsliste 1928-30

Gottfried Gugolz (1895), Marie

Hier sieht man den Geburtsschein von Marie Gugolz, bei welchem ihr Familienname als Gugholz geschrieben wurde. Durchgestrichen wurde das «h» erst später, vermutlich von den Gugolz selber, als sie den Fehler entdeckten.

Gottfried Gugolz (1914)

Familie Gottfried Gugolz mit ihren 5 Kindern. Von rechts nach links: Lina, Marie, Emilie, Emmi und Frida. Vorne links Frau Lina (oder Emma) Gugolz-Vogel, rechts Gottfried Gugolz im Alter von 42 Jahren. Die Jahreszahl 1914 ist geschätzt.

Gottfried Gugolz (1914), Frida

Eine Ausschnittvergrösserung aus dem Familienbild zeigt die Frida in jungen Jahren.

Gottfried Gugolz (1921)

Portrait als Ausschnittvergrösserung aus einer Foto der Holzkorporation von 1921. Dass Gottfried Gugolz auf dieser Aufnahme etwas älter aussieht, täuscht. Er ist hier genau 49 Jahre alt.

Gottfried Gugolz (1930) Lina

Gottfried Gugolz' Frau Lina. Lina Gugolz soll relativ früh verstorben sein. Unter der Annahme, dass sie hier etwa 60 war, entstand die Aufnahme um 1930 herum.

Gottfried Gugolz (1950)

Gottfried Gugolz mit einer Peitsche in der Hand auf seinem Land. Im Hintergund die Asigblöcke. Noch fehlen die Wohnblöcke des Hans Nick, sodass die Aufnahme auf etwa 1950 datiert werden konnte. Sie entstand im Nordosten seines Anwesens.

Gottfried Gugolz (1950)

Hier sieht man Gottfried Gugolz zusammen mit seinen 5 Töchtern etwa im Jahre 1950. V.l.n.r.: Frieda, Marie, Emmi, Gottfried Gugolz, Emilie und Lina.

Gottfried Gugolz (1952)

Diese schöne Morgenstimmung hat Hans Nick 1952 eingefangen. Hinter den Bäumen ganz recht unten befindet sich der Eichbühlhof des Gottfried Gugolz, welcher 1965 abgetragen wurde.

Gottfried Gugolz (2008)

Die alte Frohbühlstrasse, welche früher vor dem Hof des Bauern Gugolz vorbei führte, verlief von halber Höhe rechts nach unten links.

Gottfried Gugolz (2008)

Das hätte sich Bauer Gottfried Gugolz nicht träumen lassen, dass sein Land nur wenige Jahre nach der Weitergabe seines Hofes vollständig mit Wohnblöcken überbaut und der alte Verlauf der Frohbühlstrasse zerstört wird.

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