OGS Seebach - Beitrag

Tannzapfen sammeln
Landwirtschaft – Ernte – historisch
Während des 2. Weltkrieges war es ganz besonders wichtig, wenn immer möglich die einheimischen Energiequellen anzuzapfen. Im wahrsten Sinne des Wortes gab es dazu das Tannzapfen sammeln. Tannzapfen gaben ein besonders gutes Heizmaterial ab. Gut getrocknet in der luftigen Winde brannten sie sehr rasch und wurden vor allem nach dem Entfachen des Feuers benützt. Da sie nicht so schnell abbrannten, waren sie besonders geeignet, um die nötige Hitze zu liefern für die nachfolgenden Holzscheiter. Die meisten Familien mussten sich in dieser Zeit mit Tannzapfen und Holz begnügen, denn Kohle war selten und teuer. Das hatte einzig den Nachteil, dass man häufiger zum Feuer schauen musste.

Das Sammeln von Tannzapfen war nicht nur den einzelnen Haushalten vorbehalten, auch ganze Schulklassen mussten antraben, mit Leiterwagen und Emballagesäcken, meist von zu Hause mitgebracht. Die eingesammelten Tannzapfen waren für das Heizen der Lehrerwohnung gedacht, wobei der Lehrer den Schülern zu Handen ihrer Reisekasse ein anständiges Geld zahlte. So geschehen und überliefert für die Klasse von Paul Wettstein und die Parallelklasse von Emil Staub in den Jahren 1944-47. Dabei kamen alle Seebacher Wälder einmal an die Reihe. Dank dem Umstand, dass Emil Staub ein begabter und vor allem ein fleissiger Fotograf war, ist dieses Ereignis auch fotografisch überliefert. Damit das «Arbeiten» jedoch nicht das Lernen verdrängte, wurde zwischen dem Tannzapfen sammeln Schulunterricht im Freien abgehalten und was die Romantik noch weiter erhöhte, war dann, dass ein paar Mädchen unter kundiger Anweisung von Paul Wettstein ein Feuer entfachten und einen heissen Tee zubereiteten, ganz nach Pfadi-Art.

Das Tannzapfen sammeln wurde 1945 keineswegs aufgegeben, sondern blieb noch weit in die 1950er Jahre hinein eine beliebte Möglichkeit bei einfachen Arbeiterfamilien, das Heizbudet tief zu halten. Einzig die Schule widmete sich nach 1945 bald wieder ganz dem Unterricht. Siehe auch unter Heizen anno 1950!

Die Namen der Schüler von Paul Wettstein/Emil Staub für die 1. bis 3. Sek. von 1944/47 sind:

Ade, Otto
Angéloz, Georges
Appli, Paul
Bader, Gottlieb
Bärtschi, Paul
Baumgartner, Anna
Bieri, Germaine (Huber)
Brunner, Dorli
Büchi, Hans
Büchler, Arthur
Burri, Eugen
Busslinger, Ruth
Crosina, Eduard
Dettling, Franz
Dolci, Walter
Egger, Trudi
Egli, Marianne
Frei, Vreni (Epple-)
Gamper, Jean-Pierre
Graf, Fritz
Graf, Ernst
Grimm, Erwin
Haas, Trudi (Rüttimann-)
Hartmann, Heinrich
Hensch, Werner
Heusser, Dorli (Grünenwald-)
Heusser, Irma (Andrist-)
Hirschi, Fritz
Hodel, Hanni (Keller-)
Jungi, Margrit
Kägi, Hans
Keller, Christian
Keller, Rita
Keller, Trudi
Kilgus, Ernst (siehe auch unter Ernst Kilgus!)
Knapp, Peter (siehe auch unter Peter Knapp!)
Kneubühl, Fritz
Kolb, Ernst
Krönert, Elsbeth (Zurmühle-) (siehe auch unter Elisabeth Krönert!)
Kunz, Felix
Luchsinger, Fredi
Mahler, Hildegard
Marti, Ilse
Maurer, Rolf
Meyer, Walo
Mietk, Trudi (Gujer-)
Mühlethaler, Sonja
Muraro, Margrit (siehe auch unter Peter Muraro AG!)
Müller, Robert
Nater, Rolf
Nussbaumer, Josef
Rolf Nater
Negri, Margrit (Julen-)
Neuhauser, Hermann
Peter, René
Rey, Alois
Rutishauser, Ernst
Sägesser, Heinz
Sägesser, Günther
Schacher, Elsbeth (Luchsinger-)
Schläpfer, Inge
Siegrist, Lilli
Stalder, Edith
Steiner, Rudolf
Stocker, Ruth
Stutz, Reinhard
Tanner, Edwin
Tanner, Vreni
Tobler, Dorli
Tomio, Willi
Trinkler, Albert
Uttinger, Walter
Walser, Ruth (Tschudin-)
Werblijak, Trudi
Widmer, Eduard
Wohlwend, Hans
Zöbeli, Kurt

Die Liste ist unvollständig. Es fehlen einige Schüler der Klasse Staub. Sie werden später noch nachgeführt, sofern die Liste noch aufgefunden wird. In Klammern die neuen Familiennamen der verheirateten Mädchen. Ausserdem fehlen noch bei einigen Mädchen eben diese Namen, da eine der vier Listen aus dem Jahre 1947 stammt, wo sie ja noch nicht verheiratet waren. Im weiteren veranschaulicht die Liste, dass die Lehrer 1944 noch 40-köpfige Schulklassen unterrichteten. Gegenüber heute heisst das, dass die Lehrer damals noch doppelt so viele Schulhefter zu Hause korrigieren mussten!

Quellen:
- René Peter (Klassenliste, Erlebnis)
- Emil Staub (Fotos von der 1. Sek)

Tannzapfen sammeln (1944)

Schüler der Doppelklasse Wettstein/Staub. In Bildmitte Sekundarlehrer Wettstein. Die Namen der Schüler siehe im Beitrag!

Tannzapfen sammeln (1944)

Ausser den Leiterwagen brachte ein Schüler einen metallenen Veloanhänger mit, welch sich natürlich genau so eignete.

Tannzapfen sammeln (1944)

Schüler bei einem Zwischenhalt neben einem Bauernhof.

Tannzapfen sammeln (1944)

Die Schüler änlässlich ihres Zwischenhalts bei einem Bauernhof in Seebach, welcher noch nicht identifiziert ist. Anhand des Brunnens sollte das aber möglich sein. Der Brunnen war denn auch der Grund für den kurzen Halt.

Tannzapfen sammeln (1944)

Zwei Schülerinnen bereiten den Tee für die Pause zu.

Tannzapfen sammeln (1944)

Die ganze Doppelklasse versammelt sich zum Pausentee.

Tannzapfen sammeln (1944)

Lehrer Wettstein mit seinen Schülern und wohl mehr als zwei Dutzend Leiterwagen. Im Hintergrund sieht man ganz schwach die Konturen der Lägern, was sehr schön belegt, dass die Aktion in Seebach statt fand.

Tannzapfen sammeln (1944)

Die Mädchen der Klasse Wettstein. Namen siehe im Beitrag!

Tannzapfen sammeln (1944)

An diesem Leiterwagen sieht man Teile von Paul Wettsteins Pfadi-Ausrüstung: Ein Kochkessel und ein Znünikorb. Für die Namen der Schüler siehe im Beitrag.

Tannzapfen sammeln (1944)

Drei Schüler mit vollen Emballagesäcken auf dem Leiterwagen.

Tannzapfen sammeln (1944)

Schülerinnen beim Fotohalt in der Egg an der Seebacherstrasse. Anhand des Schattenwurfs ist es bald 17 Uhr, also Zeit für Schulschluss.

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