Die Deutung der Flurnamen in Seebach unterscheidet sich wohl kaum von derjenigen in der Nachbarschaft. Dennoch gibt es einige Besonderheiten, denen Rechnung getragen werden muss. Insbesondere solche, die gleich mehrmals auftreten, können von erheblicher Aussagekraft sein. Dazu gehört die Zuhilfenahme von Landkarten und Gemeindeplänen über Seebach für die Flurnamendeutung. Um ein paar Beispiele zu nennen: Der ursprüngliche Buchholzbach wird in sämtlichen Gemeindeplänen Seebachs ebenso wie in den Karten von Wild als auch im geografischen Atlas der Schweiz ignoriert, was angesichts der zahlreichen Beweise über die Existenz dieses Baches ein klarer Hinweis darauf ist, dass sowohl älteste wie neueste Karten bis zum Massstab 1:500 kleineren Bächen keine Beachtung schenkten. Wer immer als Forscher eine solche Karte zur Hand nimmt, muss sich im Klaren sein, dass bei diesen Massstäben wesentliche Elemente einer Landschaft gar nicht erfasst wurden und diese somit für den Flurnamenforscher nur bedingt als Interpretationshilfe dienen können.
Ernst Benninger hat sich bei der Deutung des Flurnamens Lachenpünt jede erdenkliche Mühe gegeben herauszufinden, was hier mit Lachen wohl gemeint sein könnte: Weiher, Sumpftümpel, Flachseen, Grenzmarkierungen, Loch, Abgrund, Talenge usw. Doch wollte der Name mit der Realprobe einfach nicht übereinstimmen, denn es gab um 1999 weit und breit keine Lachen im Buchwiesengebiet und auch auf alten Karten waren, wie erwähnt, keine eingezeichnet. Ich hatte aber im Gegensatz zu Ernst Benninger das Glück, als kleiner Junge gleich beim Lachenpünt in Seebach zu wohnen. So konnte ich noch 1950 beobachten, wie bei Starkregen sich hier ein Sumpf und manchmal sogar ein kleiner Weiher bildete. Diese Beobachtung blieb im Gedächtnis haften und als ich zufällig einmal einem alten Seebacher begegnete, der 25 Jahre älter war und ebenfalls an fast der gleichen Stelle wohnte, hatte ich die Idee, diesen über den Regenweiher auszufragen und so kam es an den Tag:
Noch bis 1933 gab es hier einen dauerhaften Weiher mit Bächen, Fischen, Sümpfen, Lilien und allerlei Getier, welcher kurz nach seiner Trockenlegung im Jahre 1933 von einem Anrainer fotografisch festgehalten wurde. Danach befragte ich jeden mir bekannten 80-Jährigen, der in der Gegend gelebt hatte und konnte in der Folge einen sehr detaillierten Plan zeichnen. Ergebnis: Es gab hier bis 1933 zwei mittelgrosse Weiher. Doch es fand sich trotzdem keine Landkarte, auch nicht solche mit Massstab 1:5000, welche diese Weiher zeigten. Nicht einmal Ortspläne im Massstab 1:500 enthielten die Weiher. Sie wurden von den Geometern ganz grundsätzlich ignoriert. Gewässer interessieren nur den Geografen und geografische Karten gibt es nur bis 1:25Â?000 und selbst in diesen Karten gelten kleine Bäche und Weiher offensichtlich nicht als geografische Objekte.
Fazit: Landkarten sind für Flurnamen nicht immer geeignet, um abschliessend zu urteilen, insbesondere dann nicht, wenn man sich auf sehr kleine Gewässer beziehen muss. Landkarten haben nicht primär die Details im Visier, die den Flurnamenkundler interessieren, sondern den Ã?berblick über das Ganze. Wollte man in solchen Karten jeden Weiher und jedes Bächlein eintragen, dann würde die Erfassung all dieser Daten offensichtlich zu aufwändig und zu teuer. Zudem habe ich die Feststellung gemacht, dass neue Landkarten praktisch immer auf der Basis der vorangehenden erstellt werden, um Aufwand zu sparen. Das hat zur Folge, dass wenn der Kartenerfasser von 1850 einen Weiher nicht einzeichnet, weil er ihn übersah oder weil er ihn für zu geringwertig hielt oder für zu verschilft, dann bleibt dieser Weiher für alle Zeiten zumindest kartografisch unterschlagen, denn in den neuen Karten werden oftmals nur noch die Neuerungen und Veränderungen nachgeführt.
Das Befragen alter Menschen und das Studium anderer Flurnamen in der Nähe führen deshalb meistens schneller ans Ziel. Die OGS besitzt heute sogar eine Karte von Teilen Seebachs im Massstab 1:500 und dennoch fehlen hier alle landschaftsrelevanten Daten, dafür enthalten sie jeden erdenklichen Hydranten oder Telefonleitungen! Landkarten und Quartierpläne sind nun mal nicht dazu da, die Naturschönheiten darzustellen. Trotzdem können sie aber weiterhelfen, nur eben nicht für Landschaftsdetails. Da weiss jeder Bauer und jeder kleine Schuljunge erheblich mehr zu berichten.