Lys Assia lebte vom 3.3.1924-24.3.2018. Sie war eine sehr bekannte Schweizer Schlagersängerin in den 1950er und 1960er Jahren und landete zahlreiche Hits wie «Übers Jahr, wenn die Kornblumen blühen», «Moulin Rouge», «Eine weisse Hochzeitskutsche», «Oh mein Papa», «Komm kleines Schwedenmädel», «Jolie Jacqueline», «Refrain», «Arrivederci Roma», «Was kann schöner sein?» und «Wenn die Glocken hell erklingen», um nur die Bekanntesten zu erwähnen. Sie gewann 1956 den ersten Eurovisions-Schlagerwettbewerb mit dem Lied «Refrain» und blieb bis heute die einzige echte Schweizerin, der das gelang. Zwar hat Céline Dion mit «Ne partez pas sans moi» für die Schweiz 1988 ein zweites Mal gewonnen, aber die äusserst charmante Céline war halt doch ein bisschen mehr eine Kanadierin. Als Franko-Kanadierin repräsentierte Céline Dion bei diesem Anlass die französische Schweiz.
Lys Assia ist mit Sicherheit keine Seebacherin, doch gerade ein Örliker, der es doch hätte wissen müssen und niemand geringerer als A. Bonomo schrieb in seinem Buch «50 Jahre Hallenstadion», dass Lys Assia eine gebürtige Seebacherin sei! Tatsächlich wohnte sie eine Zeit lang in Örlikon an der Langwiesenstrasse, gleich neben der Werkzeugmaschinenfabrik Örlikon und zwar neben dem Restaurant, welches später der bekannte Schweizer Fussballstar Robert Ballaman (FCZ 1950-1962) übernahm. Da dies für den guten Bonomo schon «hinter dem Bahnhof» lag und dort für manchen Örliker früher der Hinterhof Örlikons (= Seebach) begann, könnte dies der Grund des Irrtums sein. Nach anderen Quellen hat sie auch einmal an der Örlikonerstrasse gewohnt, was aber ebenfalls weit weg von Seebach lag. Man kann somit mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass sie nie in Seebach gewohnt hat, aber immerhin nördlich des Bahnhofs Örlikon. Und da Quartiergrenzen in Zürich von der Post oft ignoriert werden, ist den meisten Örlikern und Seebacher anhand der PLZ sowieso nie klar, wo sie eigentlich wohnen.
Nachdem uns also der freundliche A. Bonomo die Lys Assia sozusagen «geschenkt» hat und sie doch ab und zu mal einen Schritt auf Seebacher Boden zurück gelegt haben dürfte, soll sie trotz ihrer eindeutigen Örlikonität kurz in der OGS erwähnt werden. Von ihren gesanglichen Qualitäten her hat sie das verdient.
Einzelne «Mädchen» wollen sie als Schülerin im Liguster-Schulhaus gesehen haben. Dazu gehörte auch meine Mutter. Das könnte theoretisch frühestens ab 1934 der Fall gewesen sein, ist aber nirgends belegt. Möglich ist auch, dass sie ab 1942 in Örlikon wohnte, aber auch das ist nirgends belegt. Alle bekannten Biografien gehen nicht auf solche Details ein. Die Seebacher Nachrichten vom 1.1.83 schreiben in der Rubrik Dorfgeflüster: "von der berühmten Seebacher Sängerin Lys Assia", doch ist aus dem Zusammenhang des Textes klar herauszulesen, dass die liebe Dorfzeitung dem Herrn Bonomo auf den Leim gekrochen ist.
Soweit die OGS Informationen fand, deutet aber alles darauf hin, dass sie am 3. März 1924 in Rupperswil AG geboren wurde. Dies wird mehrfach bestätigt. Andere Quellen nennen Lenzburg, Zürich und gar Lausanne als Geburtsstätte und sogar 1926 als Jahrgang, doch ist dies mittlerweile durch zahlreiche Zeugen als falsch erkannt. Verstorben ist sie im Alter von 94 Jahren nach kurzem Spitalaufenthalt in Zollikerberg ZH am 24. März 2018. Mit bürgerlichem Namen hiess sie Rösli Mina Schärer (Taufname Rosa) und hatte 11 (!) Geschwister, wobei sie das Jüngste war. Als Rösli 3 Jahre alt war, zog die Familie nach Zürich. Die Betonung liegt auf Zürich. Da dies 1927 war, gehörte Örlikon noch nicht zu Zürich, also konnte sie zu dieser Zeit nicht in Örlikon gewohnt haben. Mit 5 kam sie in den Kindergarten und mit 8 wird sie von der Mutter zum Ballettunterricht angemeldet. Daneben soll sie die Kunstakademie und das Konservatorium besucht haben. Wer nachrechnet merkt, dass diese Ausbildung gestaffelt erfolgt sein muss und nicht lange gedauert haben kann oder aber erst später erfolgte.
Im Zürcher Corso soll sie mit 16 Jahren ihr Debut als Tänzerin gegeben haben. Im Riva-Ballett soll sie in der Revue Franco-Suisse die französischen Truppen ermuntert haben. In Nizza soll sie um 1942 erstmals öffentlich gesungen haben und im gleichen Jahr wieder in die Schweiz zurückgekehrt sein, nachdem sie es noch zur Wahl der Miss Frankreich geschafft hatte. Danach gab es Auftritte im Orchester von Eddy Brunner in Basel, Genf, Lugano und Zürich. 1942 gab es den ersten Plattenvertrag mit «His Master's Voice». Erst in dieser Zeit legte sie sich den Künstlernamen «Lys Assia» zu, da Rösli Schärer etwas zu sehr nach Heidiland und Blüemli klang.
Die eigentliche Karriere begann 1946 mit dem Lied «Eine weisse Hochzeitskutsche», gefolgt von «Übers Jahr, wenn die Kornblumen blühen». Danach ging's hinaus in die Welt, nach Paris (kurzfristiger Einsatz anstelle der erkrankten Josephine Baker), London und Deutschland. Von 1953-57 lebte sie in Spanien. Ihre Schlagerkarriere endete um 1964, als sie letztmals eine Single herausbrachte. Weitere Plattenverträge hatte sie mit Decca-Telefunken und Philips.
Sie trat am 23. März 1954 auch im Hallenstadion auf, allerdings nicht als Sängerin, sondern um den Startschuss für das 6-Tage-Rennen abzugeben. Ihr Vater starb um 1955. Das Lied «Oh mein Papa» soll sie 1954 ihrem bereits gezeichneten Vater gewidmet haben. Bereits 1953 heiratete sie den Zürcher Bauunternehmer Henry Kunz, von dem sie sehr viel Rückhalt bekam. Von ihm hat sie eine Tochter Maja. 1956 errang sie mit dem Lied «Refrain» den 1. Platz beim Eurovisionswettbewerb. Schon 1957 stirbt ihr Mann an einem Herzleiden. Kurz vor dem Ende ihrer Karriere heiratet sie den dänischen Hotelier Oskar Petersen und lebte danach zurückgezogen in ihrem Heim in Dänemark.
Nach ein paar Jahren Ruhe trat sie aber wieder vereinzelt auf die Bretter der Bühne. Sonst widmete sie sich dem Golfspiel, dem Malen und Fischen. Lys Assia spricht übrigens neben deutsch auch französisch, englisch, italienisch, spanisch, dänisch und zwei weitere Sprachen. Gelegentlich gab es ein Interview für die Schweizer Illustrierte, vereinzelt einen Kurzauftritt am Fernsehen, wobei sie zeigte dass ihre Stimme auch im fortgeschrittenen Alter immer noch hervorragend klang.
1995 hatte ihr Mann einen schweren Autounfall, bei dem er starb und Lys Assia schwer verletzt wurde. Nachdem sie sich wieder erholt hatte, folgte eine Herzoperation, die ihre Einstellung zum Leben etwas veränderte. Sie fand wieder Gefallen am Singen und veröffentlichte seither mehrere CDs, trotz ihren damals über 70 Jahren! Sie siedelte nach Frankreich über, doch wurde sie am Sylvester 2004 überfallen und verlor dabei ihren geliebten Hund. So beschloss sie mit 80 Jahren wieder in die Schweiz zurückzukehren. Im Januar 2005 war es soweit. Wer aber denkt, sie suchte jetzt die Ruhe, hat sich geirrt. Schon bald darauf begann die Arbeit an einem neuen Album.
Im April 2007 hat es die mittlerweilen 83 Jahre junge Dame zusammen mit Beatrice Egli in den Final für den internationalen Grand Prix der Volksmusik geschafft, welcher im August in Wien statt findet. Dabei sang sie mit einer Stimme, die rein und klar war und eher einer 30-Jährigen zu gehören schien.
Es sei aber nochmals daran erinnert: Ausser dem Irrtum durch A. Bonomo hat Lys Assia nichts mit Seebach zu tun. So ist dieser Eintrag einfach als Korrigendum zu verstehen.
Quellen: - Armin Conté - Wikipedia - www-lys-assia.de - home. datacom.ch - Alice Berger-Wirz - Ernst Roth - A. Bonomo in «50-Jahre Hallenstadion»