OGS Seebach - Beitrag

Magnaguagno, Attilio
Personen – Radrennfahrer – historisch
Erfolgreicher Radrennfahrer aus Seebach (12.10.1923-7.12.2009).

Jugendzeit, Herkunft und Familie

Attilio Magnaguagno wohnte während seiner Jugendzeit in Seebach. Im Adressbuch von Seebach des Jahres 1913 sind die Magnaguagnos noch nicht aufgeführt. Seine Eltern finden sich hingegen für das Jahr 1931 an der neuen Zürichstrasse 20 (nach 1933 in Friesstrasse umbenannt). Sein Vater hiess ebenfalls Attilio und war von Beruf Maurer. Die Magnaguagnos kamen nicht alleine nach Seebach. Nur unweit entfernt an der neuen Zürichstrasse 13 wohnten noch weitere Verwandte, wie ein Carlo, von Beruf Gipser, eine Leonora, ferner ein Pietro Magnaguagno-Bonmartin mit Frau, von Beruf Maurer, sowie ein Umberto Magnaguagno, ebenfalls auf dem Bau tätig. Ausserdem gab es da auch noch einen Bruno Magnaguagno. Ihre Verwandtschaftsverhältnisse sind aus dem Adressbuch natürlich nicht ersichtlich.

Alle Magnaguagnos sind später wieder von Seebach weg gezogen, wohnten aber seit den 1920er bis in die 1940er Jahren hier. Sie verliessen aber nur das Quartier Seebach, wohnten aber stets in der Stadt Zürich. Attilio Magnaguagnos Wohnort war lange Zeit und bis zuletzt Zürich-Affoltern. Wann er nach Affoltern zog ist der OGS nicht bekannt. Er war verheiratet mit Gertrud Hediger. Und die beiden dürften Nachwuchs in Form von mindestens einem Buben gehabt haben, das geht aus einer Äusserung eines RCS-Mitgliedes indirekt hervor, doch gesichert ist dies keineswegs. Mehr folgt bei Gelegenheit.

Attilio Magnaguagnos Vorfahren stammen mit grosser Wahrscheinlichkeit aus Italien, denn im Tessin ist der Name nicht bekannt. In der Deutschschweiz findet man ihn um Basel, in der Region Oberwald in Graubünden, um Bern, um Gossau und in der Region Zürich.

Junioren-Strassenrennen

Attilio Magnaguagno begann seine Sportkarriere als Velorennfahrer. Er nahm bereits mit knapp 18 Jahren an Velorennen teil. Als Mitglied des Racing Clubs Seebach (RCS) nahm er 1941 als Junior an Velorennen teil und gewann in diesem Jahr die Vierkantone-Rundfahrt und die Züri-Metzgete.

Amateur-Strassen- und Bahnrennen

1942 gewann er die Vierkantone-Rundfahrt erneut, nunmehr als Amateur. Ausserdem wurde er im gleichen Jahr auch noch 3. bei der Zugerseerundfahrt. In der eher knapp gehaltenen Auflistung der Erfolge des RCS in der Jubiläumsbroschüre «50 Jahre Racing-Club» wird Attilio Magnaguagno nur in diesem einzigen Jahr mit auswärtigen Resultaten erwähnt. Ferner wurde er auch Clubmeister des RCS für die Jahre 1941 und 1942. 1946 gewann er die Nordwestschweizer Rundfahrt und 1947 noch das Rundstreckenrennen in Balsthal. Am 2.1.1949 erreichte er noch als Amateur zusammen mit Ernst Rappold an einer 30 km-Américaine in Örlikon den 2. Rang.

Profi-Strassenrennen

Im Januar 1949 trat Attilio Magnaguagno zu den Profis über, wo er in den Jahren 1949 und 1950 an zahlreichen Rennen teilnahm, wie etwa am Kriterium Baden 1949, wo er 5. wurde. Beim Mythenquai-Kriterium in Zürich schaute ein 6. Rang heraus, beim Europa-Kriterium in Basel gab es einen 16. Rang. Im Jahre 1950 gab es im Olten-Kriterium einen 3. Rang und im Kriterium Niederlenz einen 17. Rang. Ferner bestritt er auch die Tour de Suisse, die er 1950 mit Rang 47 beendete. An der 273 km langen Züri-Metzgete von 1950 schloss er mit Rang 17 ab.

Profi-Bahnrennen

Noch mehr Erfolge als auf der Strasse holte er auf der Bahn, fast ausschliesslich im Hallenstadion Örlikon. 1950 gewann er mit Heini Müller die SRV-Américaine-Meisterschaft. Ferner nahm er an allen grossen 100 Km-Américaines teil. Bei seinem Debüt als Profirennfahrer erreichte er am 16.1.1949 mit Ernst Rappold den 11. Rang. Am 30.1.1949 errang er an einem 50 km-Rennen, wiederum mit Ernst Rappold, gar den 2. Rang. Im Jahr 1950 gelangen im regelmässig Spitzenplätze bei dem 100 km-Américaines, einmal gab es mit Walter Zehnder einen 5. Rang. Dann schaute mit seinem neuen Partner Hans Hutmacher einmal ein 4. Rang heraus und beim Einzelzeitfahren um das «Blaue Band von Zürich» einen 5. Rang.

In Deutschland fuhr er einige Sechstagerennen, wobei er in Berlin den Sieg im 200-Runden-Einzelfahren holte und mit Hans Hutmacher den 5. Gesamtrang holte. Die Abstecher nach Deutschland erfolgten, weil es damals im Hallenstadion noch keine Sechstagerennen gab.

Mit seinen guten Resultaten und der Verwendung von «Feru»-Rahmen für seine Rennräder half er mit, den Namen «Feru» weit herum bekannt zu machen. Im Alter von erst 27 Jahren beendete er im Dezember 1950 seine Rennfahrerkarriere.

Technische Einzelheiten

1950 wurde er auch Mitglied von Ferdinand Ruppnigs Sportgruppe «Feru». Er benützte im Jahr 1950 einen Velorahmen von Ferdinand Ruppnig (Feru) und trug auch die Rennleibchen und Rennhosen dieses Teams. Seine Rahmennummer könnte ein- oder zweistellig gewesen sein, denn Ferdinand Ruppnig begann exakt in diesem Jahr mit der serienmässigen Herstellung von Rahmen für Rennräder, damals noch in Ölikon und ab Mitte der 1950er Jahre in Seebach an der Ausserdorfstrasse.

Mannschaftskollegen und Freizeit

Neben den bereits erwähnten Mannschaftskollegen aus der Radsportszene hatte Attilio Magnaguagno aber auch viele Freunde bei den Fussballern des Sportvereins Seebach (SVS), wo er noch mit Reini Bickel, dem Bruder des bekannten Fussballinternationalen Fredy Bickel 1938 auf einer Mannschaftsfoto abgebildet ist. Dank dem SVS war es erst möglich, zu einigen Fotos von Attilio Magnaguagno zu gelangen.

Auch ein Bruno Magnaguagno (vermutlich sein jüngerer Bruder) gehörte dazu, der ebenfalls Mitglied beim Sportverein Seebach war und wo sie zusammen noch viele Jahre lang in der Freizeit Fussball spielten, bis sie bei den Senioren landeten. Mit dem Fussball begonnen haben die Magnaguagnos jedoch bereits in der Jugendzeit. Siehe Foto 1!

Attilio Magnaguagno gehörte auch zum bekannten Montags-Treffen der Radrennfahrer im Restaurant «Bürgli», wo man ihn oft zusammen mit Ferdi Kübler, Ernst Siegrist, Ernst Kaufmann , Max Boll usw. sah und zwar bis ins hohe Alter. Ab Ende 2007 kam dann Kübler nur noch ganz selten, während Magnaguagno noch bis ins Jahr 2009 hinein gesehen wurde.

Zum Schluss noch dies:

Von einem älteren Radrennfahrer hörte die OGS, dass Attilio in den Jahren 1946 bis 1950 den Übernamen Magnaguano trug, was den Träger sicher nicht gefreut hätte, wenn er es denn gewusst hätte. Es ist nämlich ebenfalls überliefert, dass man den Übernamen nur hinter vorgehaltener Hand benützte, sodass vor allem er, aber auch die Öffentlichkeit keine Kenntnis davon hatte. Der Name Magnaguagno ist italienisch und kann nicht übersetzt werden, da der OGS die Bedeutung von «guagno» nicht bekannt ist und dieses Wort in den gängigen Wörterbüchern nicht zu finden ist. Magnaguano hingegen ist übersetzbar und bedeutet «grosser Vogeldreck», was endlich erklärt, warum der Träger eines solchen Übernamens sicher nicht besonders erbaut gewesen wäre, auf diese Weise «geehrt» zu werden. Der Übername war natürlich nur schelmisch gemeint, denn Attilio Magnaguagno war ein grossartiger Sportsmann im englischen Sinne.

Quellen:
- OGS-eigene
- Jubiläumsbroschüre «50 Jahre Racing-Club»
- Adressbuch 1931-33 von Örlikon, Seebach, Schwamendingen und Affoltern
- «75 Jahre Sportverein Seebach 1916-1991», 1991, 28
- www.radsportseiten.net (Einzelne Teile des obigen Textes sind dem Nachwort von Ernst Bretscher entnommen)
- Bestattungsanzeige Stadt Zürich
- www.verwandt.ch/karten/

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