25.1.1891-18.12.1976. Mit vollem Namen Paul Wettstein-Gerber. Präsident des Verschönerungsvereins Seebach (VVS) 1919-22. Von 1918-1954 leitete er den reformierten Kirchenchor. Sekundarschullehrer von 1919 bis 1958, wohnhaft gewesen an der Sonnenbergstrasse 7, nach 1933 Bahnhaldenstrasse 31, gemäss Adressbuch 1950. In Peter Göttis Fotogalerie steht allerdings Bahnhaldenstrasse 32. Es war das hinterste Haus an der Seitenstrasse gleich neben den Mosers. Er erteilte den Schulunterricht noch im alten Sekundarschulhaus, wo heute ein Hort und ein Kindergarten sind. Er hatte vier Geschwister: Albert (1886-1890), Elsie (1892-?), Hanne (1894-?) und Amelia (1901-1997).
Paul Wettstein ist das zweite Kind von Albert Wettstein und Berti Meier. Berti Meier wuchs im Eichbühlhof an der Frohbühlstrasse 30 auf und Albert Wettstein in der Waid. 1885 heirateten die Eltern von Paul Wettstein und übernahmen den Bauernhof. Paul kam also noch an der Frohbühlstrasse 30 zur Welt. Etwa um 1894 verkauften sie ihn und fanden an der Wehntalerstrasse (heute Glatttalstrasse) einen kleineren Hof. Nach wenigen Jahren wanderten die beiden aus, obwohl sie bereits Kinder hatten und lebten bis etwa 1904 in Varese. Danach kehrten sie wieder an den Hof an der Glatttalstrasse zurück. Paul war zu diesem Zeitpunkt schon 13 Jahre alt.
Um etwa 1924 verkauften seine Eltern den Hof an der Wehntalerstrasse. Da war Paul Wettstein bereits Lehrer und wohnte an der Sonnenbergstrasse 7. Er heiratete 1919 die Seebacher Primarlehrerin Amalie Gerber, die danach aus dem Schuldienst ausschied. Von mindestens einem Kind der Wettstein-Gerbers namens Hedi hat die Seebacher Öffentlichkeit Kenntnis, weil sie 1952 mit einer grosszügigen Spende den Bau des nach ihr benannten Hedi-Wettstein-Brüggli ermöglichte.
Mehr über die Familienverhältnisse möchte die OGS nicht schreiben, da sie rein privater Natur sind. Es war bekannt und wurde von seinen ehemaligen Schülern mehrfach bestätigt, dass Paul Wettstein die Angewohnheit hatte, nicht über seine Familie zu sprechen. Nicht einmal genaueres über seinen Aufenthalt in Varese liess er verlauten. Glücklicherweise schrieb dann seine Schwester Amelia eine kleine Familienbiografie für ihre Grosskinder und so kamen dann mehr Details zum Vorschein. Allerdings waren diese nur für die Kinder gedacht. Glücklicherweise bekam Ernst Benninger eine Kopie, welche er fast 50 Jahre bei sich unter Verschluss hielt, ehe er der OGS erlaubte, für historische Nachforschungen eine Kopie anzufertigen.
Paul Wettstein unterrichtete noch im alten Sekundarschulhaus von 1918 bis 1933 und danach bis zu seinem Ausscheiden im Schulhaus Buhnrain. Er bekam den Übernamen Peewee, was ein Synonym seines Kürzels war. Betätigte sich auch als Seebacher Chronist. Seine Werke sind die Broschüre «Die alte Kirche» und ein kurzer Aufsatz «Der Katzenbach». War im Militär Hauptmann, ab 1924 Brigade-Adjutant (Grad später abgeschafft), später Major.
Peewee war ein sehr guter Französisch-Lehrer und konnte wegen seinem Aufenthalt in Varese auch italienisch. Bekannt geworden ist er durch seinen strengen Franz-Unterricht, wobei er die Schüler darauf trainierte, ähnlich klingende Wörter oder solche die einem deutschen Wort ähnelten regelmässig durchzupauken, bis sie sassen.
Überliefert ist folgende Geschichte: Peewee kam nach der Pause zur Tür herein und fragte ganz spontan und völlig überraschend den am nächsten zur Tür sitzenden Schüler: "Was heisst le corbeau?" Durch den Überraschungseffekt verwechselte der Schüler aber alles mühsam Erlernte und antwortete: "Der Korb!". Nächste Frage des Lehrers: "Was heisst la craie?". Antwort des verdatterten Schülers: "Die Krähe." Noch viel überraschender waren für ihn dann die ebenso spontane und schallende Ohrfeige, die es absetzte.
Zur Auffrischung: Le corbeau = der Rabe, la corbeille = der Korb und la craie = die Kreide, la corneille = die Krähe. Das hatte er den Schülern Tags zuvor fast eine Stunde lang eingepaukt. Der Name des anbetroffenen Schülers ist mir soeben entfallen.
Interessant an dieser eigentlich ganz banalen Geschichte ist jedoch, dass sie mir sowohl von einem gleichaltrigen als auch von einem 14 Jahre älteren Schüler erzählt worden ist und zwar unabhängig voneinander. Das bedeutet: Für Peewee war das nicht ein zufälliges Spiel, sondern ein sehr sorgfältig eintrainiertes Theaterstück, welches er offenbar alle drei Jahre wiederholte. Weil der Überraschungseffekt eine sehr disziplinierende Wirkung zeitigte. Die Ohrfeige war dabei ziemlich unwichtig. Diszipliniert wurde nämlich die Lernbereitschaft der Schüler. Es war früher ein bekannter Effekt bei langjährigen Lehrern, dass sie ihr Pensum nach einer gewissen Anzahl Jahre fast auswendig konnten und dann gebetsmühlenartig abarbeiteten. Das erinnert ein wenig an einen bekannten amerikanischen Spielfilm mit dem Titel: "Und täglich grüsst das Murmeltier."
Es soll aber nicht unterschlagen werden, dass nicht alle Schüler an der fast militärischen Strenge des Lehrers ihre Freude hatten. Es gab da durchaus auch andere Meinungen, welche dahin gehen, dass er sogar bei einer Mehrheit nicht sonderlich beliebt gewesen sein soll. Das lässt sich heute nicht mehr exakt überprüfen und soll daher der Meinung des einzelnen Lesers überlassen werden.
Es soll aber auch nicht unterschlagen werden, dass nach Meinung der OGS erstaunlich viele seiner Schüler später im Beruf sehr erfolgreich gewesen sind, denn er erzog die Schüler zu unabhängigem Denken, Disziplin, Selbständigkeit und Fleiss. Das war für ihn wichtig und nicht, wie beliebt er sich dabei machte.
Achtung: Klassenfotos können unter - H. Strasser, Buhnrain, 1962, 1965, 1981, Sek. jederzeit on line nachbestellt werden!
Quellen: - Bruno Rossi (Geschichte mit der Ohrfeige im Franz-Unterricht) - OGS-eigene - René Peter (Dias) - Adressbuch der Stadt Zürich 1950 - Adressbuch von Seebach 1931 - Adressbuch von Seebach 1913 - Amelia Wettsteins Memoiren (1960) (Jugendzeit)