OGS Seebach - Beitrag

Heider, Jakob I
Landwirtschaft – Landwirte von 1900 - heute – historisch
Vor 1934 Aspstrasse 5, danach Rümlangstrasse 5, nach 1948 Hertensteinstrasse 5 und zuletzt Hertensteinstrasse 25. Assek.-Nr. 27A. Haus erbaut 1847. Das Vorläuferhaus wurde 1680 erbaut und diente der Familie Kleinpeter fortan als Wohnhaus. Die Schmiede wurde 1684 auf einem Grundstück gegenüber errichtet. Das Haus an der Aspstrasse 5 brannte am 2.9.1846 vollständig ab und wurde durch den neuen Besitzer der Liegenschaft Heinrich Beutler neu aufgebaut. 1867 scheint das Haus an Friedrich Gross übergegangen zu sein und erst nach 1894 an Johannes (Jean) Kuhn. Im Jahre 1887 wurde noch im Auftrag von Friedrich Gross durch Spengler Sieber die noch heute bestehende dreiteilige Blitzableiteranlage erbaut und am 18.8.1887 amtlich abgenommen.

Jakob Heider I hiess mit vollem Namen Johann Jakob Heider-Gebendinger. Er zog um 1923 von Hettlingen nach Zürich-Seebach und war somit der fünfte Besitzer dieses Hauses. 1931 wohnte auch seine Schwester Ida Heider in dem Haus. Jakob Heider I verstarb 1960. Ich habe ihn auf dem Weg zur Schule oft gesehen. Er hat bis zuletzt fast täglich mit dem Besen den Vorhof gewischt und gerne noch ein wenig mit bekannten Passanten geplaudert. Dabei hatte er die Gewohnheit, sein Kinn auf dem Besenstiel ab zu stützen. Er war ein sehr freundlicher, bedächtiger Mann, der aber, als er noch jünger war, sehr wohl kräftig zupacken konnte. Damals riss ein Bauer einen Wagen noch alleine aus dem Dreck. In seinen letzten Jahren hinkte er leicht und hatte einen schlurfenden Gang. Man nannte ihn Jakob. Sein Sohn, Jakob Heider II, wurde dagegen Schaaggi genannt und dessen Sohn, Jakob Heider III, hiess dann zumindest während seiner Jugendzeit Köbeli, später Köbi. Mit dieser Sprachregelung war stets klar, von welchem Jakob Heider man sprach.

1954 übergab Jakob Heider I den Hof seinem Sohn und wurde danach mehr im Gemüse- und Kräutergarten, beim Ordnung machen auf dem Hof und eben beim Wischen gesehen. Er liess seinen Sohn gewähren und sprach ihm nicht drein, gab aber gerne Rat, wenn man ihn fragte. Es kursierten bei den Lausbuben stets Geschichten, wonach die Heiders es gar nicht mochten, wenn man ihre Wiesen betrat oder durch das hohe Gras trampelte. Wer dies tat und dabei erwischt wurde, der bekam was zu hören. Und zwar so laut, dass den Lausbuben noch eine tüchtige Weile lang die Ohren läuteten. Auch ich erlaubte mir um 1952 herum einmal, nach dem Ã?berspringen des Katzenbachs durch Heiders Wiese in Richtung hintere Katzenbachstrasse zu gehen und bekam ein Gebrüll zu hören, bei dem ich selbst heute noch meine, es nachhallen zu hören. Gebrüllt hat er natürlich zu Recht!

Jakob Heider I besass schon früh eine elektrische Jauchepumpe. Das konnten sich in den 1930er Jahren noch lange nicht alle Bauern leisten. Er half daher seinen Berufskollegen gerne aus, wenn ist galt, das Bschüttiloch leerzusaugen. Das kostete dann den Freundschaftspreis von Fr. 5.--. Er hatte dabei die Gewohnheit, beim Aushandeln des Preises ziemlich lange und bedächtig das Kinn zu kratzen und meinte dann über viele Jahre hinweg mit dem fast unveränderten Satz: "Also ein bisschen abgenutzt wurde die Pumpe schon, sagen wir einen Fünfliber."

Jakob Heider besass auch ein Ross namens Max, welchem ein eigener Beitrag gewidmet ist, siehe dort! Dieses Pferd, welches die Heiders sehr mochten, musste aus wirtschaftlichen Gründen einem Köpfli-Traktor weichen, welchem ebenfalls ein eigener Beitrag gewidmet ist, siehe dort! Diese Anschaffung erfolgte 1952 und geschah also noch zu Zeiten, als Jakob Heider I den Hof führte. Auf dem Hof gab es bis um 1954 etwa 6 Kühe, 2-3 Kälber und ein Dutzend Schweine. Neben dieser massvollen Viehwirtschaft betrieb er noch viel Ackerbau. Er bewirtschaftete damals den ganzen Chilerain und die Lenggächer zwischen Katzenbach und alter Katzenbachstrasse. Er pflanzte neben Getreide und Kartoffeln auch Mangold (Krautstiel) an. Stets war auch eine Wiese beim alten Lenggweiher, von ihm 'im Lind' genannt, mit Hulfteren (wolliger Schneeball) übersät.

Quellen:
- OGS-eigene
- Jakob Heider I, II, III
- Gemeinderatsprotokoll vom 18.8.1888, Seite 433

Jakob Heider I (1947)

Hier fotografierte Sohn Jakob Heider II seinen Vater bei der morgendlichen Arbeit im grossen Gemüsegarten.

Jakob Heider I (1947)

Diese Aufnahme machte Jakob Heider II auf der gegenüberliegenden Seite der alten Rümlangstrasse, von einem Baum aus. Auf dem Bild sieht man seine Mutter, welche viel Freude an ihrem Garten hatte und ihn trotz Gebresten bis ins hohe Alter pflegte.

Jakob Heider I (1948)

Das Bauernwohnhaus zu einer Zeit, als noch Jakob Heider I den Hof führte. Die gut erkennbare Blitzableiteranlage wurde 1887 durch Spengler Sieber erstellt, als in dem Haus noch Bäcker Friedrich Gross wohnte.

Jakob Heider I (1953)

Eines der wenigen Bilder von Jakob Heider I, welches noch aufzufinden war. Sie zeigt ihn, wie man ihn oft in seinen letzten Lebensjahren antraf: Mit einem Besen in der Hand.

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