OGS Seebach - Beitrag

Egger, Pius
Landwirtschaft – Landwirte von 1900 - heute – historisch
Landwirt, geboren 10.12.1890, gestorben 1.10.1979, seit 1928 verheiratet mit Therese Egger-Stark, geb. 26.8.1903, gestorben 14.7.1994. Wohnhaft gewesen am Oberhauserweg 466, später umbenannt in Schürhölzlistrasse. Der Bauernhof stand bereits auf Opfiker Gemeindegebiet, doch war er so weit vom dortigen Schulhaus entfernt, dass sein Sohn Peter, geb. 1935, nach Zürich-Seebach zur Schule gehen durfte. Dafür mussten seine Eltern aber an beiden Orten Schulgeld entrichten. Aus diesem Grund erscheint dieser Beitrag in der OGS-Seebach, genau gleich wie jener von Willy Freitag und jener der Familie Holder im Asp. Aber auch, weil sie ab 1945 zusätzliches Land pachteten, welches später zu Seebach gehörte (Fernsehstudio).

Pius Egger lernte seine Frau Therese Stark 1928 im Bahnhofbuffet Herisau AR kennen, wo sie als Kellnerin arbeitete. Seit ihrem 20. Altersjahr war sie in diesem Beruf tätig, anfänglich in Brunnen SZ und dann in Einsiedeln SZ. Sie war die Tochter eines Kleinbauern und Weber und wuchs zusammen mit 10 (!) Geschwistern in Bühler AR auf. Alles Geld welches sie verdiente ging nach Hause, wo es dringend gebraucht wurde. Noch im gleichen Jahr wurde geheiratet. Anfänglich richtet man sich in Arbon TG, dann in St. Gallen und dann in Zürich-Affoltern ein. Im Milchbuck betrieben sie ein kleines Milchlädeli. Die Eggers hatten insgesamt drei Kinder: Den bereits erwähnten Peter als einziges gemeinsames Kind sowie zwei Mädchen, die Pius Egger als halbwüchsige Kinder mit in die 2. Ehe brachte. Die beiden Mädchen verliessen infolge Heirat 1941 und 1947 den elterlichen Hof.

1939 hatten die Eggers Gelegenheit, im Oberhauserried noch kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs ein Bauerngewerbe zu kaufen. Das war zu einer Zeit, wo eigentlich niemand mehr grosse Risiken einging. Das Bauernhaus stand gleich nach der ersten Wiese nördlich des Katzenbachs und gegenüber der Gärtnerei Örtig. Es musste noch ziemlich neu gewesen sein, denn auf dem Stadtplan Zürich von 1935 ist es noch nicht eingezeichnet, siehe Stadtplan nebenan! Die Örtigs kauften ihr Land zur gleichen Zeit wie die Eggers. Die Neuerwerbung der Eggers bestand aus einem Wohnhaus sowie einem Schöpfli von 8 x 11 m, welches diese dann auf 36 m bei gleicher Breite vergrösserten, siehe Fotos nebenan! Das Haus verfügte über eine eigene Wasserversorgung, indem es dort einen Grundwasserschacht von 18 m Tiefe gab.

Die Eggers erwarben ihr Land gleich nach Beendigung der Melioration des Oberhauserriedes, bei welcher die Bäche um 3 Meter abgeteuft wurden, um das ehemals sehr sumpfige Gebiet weiter zu entwässern und landwirtschaftlich nutzen zu können. Manch einer wunderte sich damals, dass sie an dieser Stelle Land kauften, denn erst viel später bekam dieses Land seinen heutigen Wert. Da hatten die Eggers ihr Land schon längst verkauft (1957). Profitiert hat jemand anders. Doch der Begriff Millionenwiese Oberhauserried war schon seit 1975 ein Begriff.

Die Eggers begannen sofort mit der Schweinemästerei. Während des Krieges hielten sie ständig 8 Mutterschweine (Mohren) und einen eigenen Zuchteber. Als sie mit der Schweinemästerei begannen, fürchteten die Anwohner an der Schärenmoosstrasse Geruchsbelästigungen und waren dann recht erstaunt, als dies nicht der Fall war. Die Tiere wurden u. a. mit Einstreu so sauber gehalten, dass jemand den Halter fragte, ob er sie wasche!

Während des Krieges betrieben sie die Mästerei ganz ohne fremde Hilfe. Nach dem Krieg erweiterten sie das Gewerbe mit Landwirtschaft und zusätzlichem Land. dazu gehörte jenes Gebeit, wo heute das Fernsehstudio steht. Erst nach 1945 hatten sie dann Knechte aus Italien und der Schweiz eingestellt. Zwei von ihnen sieht man auf der Foto mit dem umgebauten Traktor und einer mit einer Kuh. Das Schweinefutter wurde per Lastwagen aus den Stadtzürcher Hotels und Gastbetrieben abgeholt. Dafür standen ihnen wegen der Rationierung monatlich gerade mal 40 l Benzin zur Verfügung. Durch die Lieferung von selbst geräucherten Wurstwaren und Speck konnten sie diese Ration noch etwas aufbessern. Ab etwa 1950 wurde der Viehbestand durch Zukauf auf diversen Schweizer Viehmärkten bis auf etwa 20 Kühe ausgebaut. Der Handel wurde noch per Handschlag und Barzahlung abgewickelt und die Tiere per Bahn nach Örlikon geliefert, wo sie abgeholt wurden.

Peter Egger lernte bereits als 14-Jähriger auf dem väterlichen Traktor das 'Auto'fahren. Obwohl die Strasse mit einem Fahrverbot belegt war, gab es Ausnahmen für den Besuchs- und Lieferantenverkehr mit dem Bauernhof sowie für die Abwicklung des landwirtschaftlichen Betriebs. Noch nicht erwachsene Kinder unter 18 Jahren durften damals auf Landwirtschaftswegen und auf dem eigenen Land mit einem Traktor herum fahren. Der 'Traktor' der Eggers war aber ein zu einem Traktor umgebauter Ford-Lastwagen und insofern ein Grenzfall. Falls die Eggers etwas Unrechtes getan haben sollten, dann spielt es heute keine Rolle mehr und im weiteren gab es 1949 noch sehr wenig Autoverkehr.

Die Eggers besassen auch einen Dodge-Lastwagen, welcher in Zürichblau gespritzt war und schwarze Kotflügel hatte. Die Autonummer trug noch die tiefe Zahl ZH-10439. 1952 posteten die Eggers einen Personenwagen des Typs Chevrolet de Luxe, für heutige Begriffe ein grosser Ami-Schlitten. Er hatte dann bereits die deutlich höhere Nummer ZH 45430. Mit 17 Jahren fuhr Sohn Peter Egger bereits diesen Chevrolet. Sein erstes Auto war dann ein Vauwee Käfer in stratosilber mit der Nummer ZH-80368. Ganz besonders wichtig war ihm, dass der Wagen schöne, verchromte mehrtönige Signalhörner hatte und nicht die eintönige Originalhupe! Das tolle Ding erstand er auf dem Autofriedhof.

Pius Egger hatte stets Hunde, anfänglich einen deutschen Schäfer namens Rex, später dann treue Appenzeller-Baster. Sohn Peter Egger konnte der OGS zahlreiche Informationen und Auskünfte über seine Jugendzeit liefern, die er meist in Seebach verbrachte.

Altershalber verkauften die Eggers im Jahre 1957 ihr Anwesen samt Land an die Baufirma Rüdisühli in Volketswil, welche dort ihren Werkhof einrichtete. Das grosse Wohnhaus wurde in späteren Jahren von 'Fige' Holenstein, dem berühmten und erfolgreichen Eishockey-Spieler der Kloten Flyers und heutigem Trainer, bewohnt. Das Haus wurde 2008 abgetragen. An der nach Opfikon ausgerichteten Seite gab es eine grosse Pneu-Reklametafel der Firma Goodyear. In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Standorts des Bauerngewerbes befinden sich heute die Tramhaltestellen Glattpark und Fernsehstudio.

Nach dem Verkauf ihres Landes im Jahre 1957 wohnten die Eggers in Glattbrugg und zogen dann 1967 nach Oberhelfenschwil SG, wo sie noch einige schöne Jahre in einem eigenen Häuschen verbringen konnten. Ab 1977 musste Pius Egger intensiv gepflegt werden, ehe er 1979 verstarb. 1983 entschied sich Therese Egger, wieder in die Nähe der Kinder zu ziehen und kehrte nach Opfikon zurück. Sie bezog im Giebeleich eine Alterswohnung. Noch bis Anfang 1994 konnte sie alle Besorgungen im Haushalt selber verrichten und hat Angehörige und Bekannte mit ihrer geistigen Frische erfreut. Als ihre Kräfte nachliessen, kam sie in ein Alterswohnheim, wo sie durch das dortige Schwestern-Team liebevoll betreut wurde. Noch kurz vor ihrem Ableben wurde sie im Rollstuhl von Sohn Peter auf eine Spazierfahrt bis nach Oberhausen-Dorf gefahren, wo sie offenbar von ihrer Heimat Abschied nahm. Wenige Tage danach versagte ihr Herz und sie entschlief friedlich.

Peter Egger besuchte die 1.-3. Primarschulklasse bei Arnold Schneider im Schulhaus Buhn und die 4.-6. Klasse bei Lehrer Paul Dietliker im Schulhaus Buhnrain und die 1.-3. Sek bei Dr. Paul Frey und Ernst Oertli. In der Oberstufe ging er zusammen mit Kurth Wirth zur Schule. Noch heute verwaltet er die Klassenliste und hält sie à jour. 2010 organisierte er die 5. Klassenzusammenkunft.

Quellen:
- Peter Egger

Pius Egger (1939)

Hier sieht man das Wohnhaus und den kleinen Schuppen im Zustand, als die Eggers das Anwesen 1939 erwarben.

Pius Egger (1939)

Pius Egger mit einem Mutterschwein. Gut zu erkennen ist hier, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden, genügend Streue und reichlich Auslauf hatten.

Pius Egger (1940)

Zwei Mutterschweine mit ihren Ferkeln. Die Tiere waren u. a. dank Einstreue so sauber gehalten, das es keinerlei Geruchsbelästigung in der Nachbarschaft gab.

Pius Egger (1944)

Pius und Therese Egger haben den ganzen Betrieb der Schweinemästerei während des Krieges alleine gemeistert. Erst nach dem Krieg konnten sie Knechte einstellen.

Pius Egger (1947)

Hier sieht man das Anwesen nach dem Ausbau des Schuppens. Das Jahr ist geschätzt.

Pius Egger (1949)

Links sieht man die Scheune, welche Pius Egger anfangs 1940 kaufte. Sie mass damals 8 x 11 Meter und wurde im Laufe der Jahre ständig ausgebaut, bis zu 36 Metern Länge bei gleichbleibender Breite von 8 Metern.

Pius Egger (1949)

Der Dodge Lastwagen von der Seite her gesehen. Er war zürichblau gestpritzt und hatte schwarze Kotflügel.

Pius Egger (1949)

Der neue Dodge Lastwagen der Eggers. Er kostete damals Fr. 17'000.-- und löste einen älteren Lastwagen ähnlichen Modells wie der nachfolgende Traktor ab.

Pius Egger (1949)

Sohn Peter, wie er im Alter von 14 Jahren den elterlichen Traktor fährt. Neben ihm einer der Knechte, wie sie Pius Egger nach Kriegsende bei ständig wachsendem Landwirtschaftsbetrieb beschäftigte.

Pius Egger (1950)

Hier sieht man einen weiteren Knecht. Die Kuh deutet an, dass Pius Egger inzwischen auf Landwirtschaft umgestellt hat. Im Hintergrund die kleinen Häuschen an der Schärenmoosstrasse.

Pius Egger (1950)

Pius Egger mit seinem deutschen Schäfer Rex. Im Hintergrund die Bauten der Gärtnerei Örtig.

Pius Egger (1952)

Die Eltern Therese und Pius Egger.

Pius Egger (1952)

Die Eltern Therese und Pius Egger neben ihrem neuen Chevrolet de Luxe 1952 in schwarz mit viel Chrom. Am Steuer Sohn Peter. Links aussen sein Kollege Werner.

Pius Egger (1955)

Mit etwas mehr als 20 Jahren gab es dann auch bei Sohn Peter einen eigenen Wagen und zwar einen Vauwee Käfer. Sein Spleen waren verchromte, mehrtönige Signalhörner (vom Autofriedhof) unter der Stossstange anstelle der eintönigen Originalhupe .

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