Achtung: Es gibt weltweit über 35 verschiedene Orte dieses Namens! Dieser Beitrag betrifft das heutige Zürich-Seebach in der Schweiz!
In Seebach gibt es bis heute keine ausreichenden Hinweise auf eine Besiedlung des Ortes vor den Hallstätter Kelten um 550 v. Chr. Mehr dazu siehe unter Steinzeitliche Besiedlung Seebachs. Da man z.B. in Opfikon viel ältere Gräber entdeckt hat (um 1800 v. Chr), muss davon ausgegangen werden, dass das vielfach sumpfige und mit Wäldern überdeckte Seebach damals gemäss Anne Kustermann, «Unser Seebach» 1983, 11 zu wenig attraktiv war, um eine Siedlung zu bauen. Solange die Gegend so dünn besiedelt war wie damals, hatte der Mensch noch die freie Wahl, sich nach etwas Besserem umzusehen. Das schliesst allerdings nicht aus, dass Seebach kurzfristig von noch früheren nomadisierenden Menschen zum Ã?bernachten benützt wurde, denn die Sümpfe boten auch eine gewisse Sicherheit vor wilden Tieren. Nur eben, diese Leute bauten in Seebach keine festen Siedlungen. Wie sich die Frühgeschichte Seebachs etwa abgespielt haben könnte, sei in den nachfolgen Schritten dargelegt.
Die frühe Besiedlung von Seebach Gemäss Robert Kübler ist Seebach nicht der Nabel der Welt. Aus diesem Grunde fanden die umwälzenden Entwicklungen der Vergangenheit auch nicht in Seebach statt. Von Geschichte spricht man, wenn sie schriftlich in irgendeiner Form direkt oder indirekt überliefert ist. Das ist die traditionelle Interpretation von Geschichte. So gesehen, können wir Seebach mit Sicherheit bis 1150 oder bei strengerer Interpretation bis 1212 zurückverfolgen. Das ist nicht gerade sehr weit, wenn man es mit den Städten der frühen Grosskulturen vergleicht. Doch gerade mit diesen braucht sich Seebach ja auch nicht zu vergleichen. Alles was bisher über Seebach schon veröffentlicht wurde, fusst zu einem Grossteil auf diesem Datum und weiter zurück geht's eben nicht.
Immerhin hat man aber schon in der sehr lehrreichen Orts-Chronik von Seebach («Unser Seebach») darauf hingewiesen, dass die Geschichte Seebachs eigentlich älter ist. Somit gibt es keinen Grund, nur den geschriebenen Text als geschichtswürdig zu betrachten. Auch ein physisch echt vorhandenes Hügelgrab oder Streufunde der Römer, wie sie im Landesmuseum zu betrachten sind, zeugen doch ebenfalls von früheren Zeiten. Gleiches gilt für die aufgefundenen Ruinen früherer Besiedlungen, die es auch in Seebach gibt oder gab. Es gibt demzufolge auch andere Zeugen der Frühzeit Seebachs, die man dann Artefakte nennt, also Funde aus der Frühzeit, welche von Menschen hergestellt oder erbaut wurden.
Eine weitere Quelle, die sehr viel über das alte Seebach zu berichten weiss, ist natürlich die Landoberfläche oder der Untergrund Seebachs. Hierfür zuständig sind dann die Geologen, welche uns sehr viel weiter zurück über Erstaunliches zu berichten wissen. Gerne übersehen werden auch die Orts-, Flur-, Weg- und Gewässernamen, welche oftmals weiter zurück reichen, als man denkt. Wer hätte denn gedacht, dass es in Seebach Flurnamen gibt, die möglicherweise bis in die Keltenzeit zurückreichen? Hier werden allerdings die Aussagen zunehmend schwieriger, aber immerhin helfen sie ein wenig, das unbekannte Altertum unserer Gemeinde zu erhellen.
Ein weiterer Quell ist unsere Sprache. Auch sie enthält in meist gut versteckter Form Sprachsubstrate, aus denen der Kundige etwas herauslesen kann, was Jahrtausende zurückliegt. Sie glauben das nicht? Dann sei an ein schönes Beispiel erinnert: Der Name der Glatt oder der Name des Katzenbachs, unser Dorfname oder die Flur Vardzigen. Bei der Interpretation dieser uralten Namen muss man allerdings eingestehen, dass sie nur noch auf Vermutungen basieren. Etwas sicherer lassen sich solche Vermutungen allerdings deuten, wenn man ähnliche Namen in Nachbargemeinden findet und so Parallelen herstellen kann. Dadurch können aus reinen Spekulationen durchaus wohlbegründete Annahmen entstehen.
In diesem Beitrag wird dieser Weg gleich mehrfach beschritten und es wird versucht, die Vermutungen zu erhärten.
Steinzeitmenschen in Seebach? In Seebach gibt es keine direkten Spuren auf steinzeitliche Besiedlung, dazu war die Landschaft wohl zu wenig einladend, bestand sie doch zur Hauptsache aus Wald, Sümpfen und Ried. So blieb diesen Menschen, die in unsere Gegend eindrangen als sich die Gletscher zurückzogen, als einziger Grund unseren Boden zu betreten, die Jagd und allenfalls noch das Beerensuchen. Hauptursache dafür war, dass die Sümpfe des Binzmühle- und Katzenbachs die ganze Landschaft Seebachs teilten und ein Durchqueren des Gebietes damals sehr erschwerten. Doch in unseren Nachbargemeinden muss es offenbar eher Gründe gegeben haben, zu siedeln. So etwa in Opfikon, Schwamendingen und Wallisellen. Seebach wurde also von Jägern und Beerensammlern besucht und deren erste Trampelpfade, die sie über Jahrtausende in den Boden getreten haben, dienten den nachfolgenden Besuchern weiter als Wegnetz.
Die ältesten bis heute bekannten Spuren von Steinzeitmenschen der Nacheiszeit in unserer Gegend finden sich im Furttal. Sie sind rund 10'000 Jahre alt. Diese Menschen haben unsere Gegend aber schon deutlich vorher betreten. Ã?bereinstimmend finden sich älteste Spuren zurück bis vor 15'000 Jahren. So etwa im Gebiet von Neerach und Stadel, wo damals noch grosse Seen und Sümpfe bestanden. Sümpfe waren für diese Menschen kein unüberwindliches Hindernis, im Gegenteil, sie boten ihnen einen gewissen Schutz vor wilden Tieren oder anderweitigen Nachstellungen. Dass sich keine früheren Spuren finden lassen, hat ganz offensichtlich mit dem endgültigen Rückzug der Gletscher zu tun. Diese mittelsteinzeitlichen Menschen hausten in Weidehütten und wo vorhanden auch noch in Höhlen.
Menschen der Bronzezeit in Seebach? Hier gilt praktisch das gleiche wie für die Steinzeitmenschen. Sie zogen wohl regelmässig, aber in kleinster Zahl durch unsere Gegend, doch es kam im Gegensatz etwa zu zahlreichen Nachbargemeinden, hier nicht zu einer Ansiedelung. Es gibt auch keinerlei Funde aus dieser Zeit. Dass Seebach aber nicht weit daneben lag, zeigen bronzezeitliche Funde in Opfikon, Affoltern, Rümlang und Schwamendingen. Somit ist nicht völlig auszuschliessen, dass es auch in Seebach solche vorübergehenden Siedlungen gab oder doch gegeben haben könnte. Entweder liegen sie noch unentdeckt im Untergrund oder aber sie wurden unbemerkt beim Bau von Häusern und Strassen unwiederbringlich zerstört.
Menschen der frühen Eisenzeit in Seebach? Die Eisenzeit begann etwa um 1000 v. Chr. und für Seebach sind für diese Zeit bisher keine Spuren entdeckt worden, es sei denn der Zufall hülfe uns noch. Dazu bräuchte es dann allerdings gleich einen doppelten Zufall. Einerseits, denjenigen, dass es tatsächlich zufälligerweise eine solche Siedlung in Seebach gab und zweitens, dass wir sie ebenso zufällig auch noch entdeckten. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass alle Seebacher am nächsten Sonntag im Lotto alle Zahlen richtig tippen und dann wegen der hohen Zahl richtiger Tipps nur 30 Franken pro Kopf gewinnen. In Seebach auf Funde aus der frühen Eisenzeit zu treffen, ist doch eher ein bisschen sehr unwahrscheinlich.
Menschen aus der späten Eisenzeit in Seebach? Solche Menschen hat es tatsächlich gegeben. In der Dorfchronik «Unser Seebach» berichtete Anne Kustermann ab Seite 11 über drei Hügelgräberfunde, wovon einer im Jahre 1845 im Jungholz an der späteren Keltengasse und heutigen Jungstrasse vom Kantonsarächäologen Ferdinand Keller geöffnet, untersucht und datiert wurde. Dabei fand man einige wenige einfache Gegenstände und datierte sie in die Zeit von Hallstatt D, also etwa um 525 bis 550 v. Chr. Dieser Grabfund dokumentiert bis heute neben den beiden weiteren, die nicht geöffnet wurden, dass Seebach also seit mindestens dieser Zeit besiedelt ist. Grabfunde dieser Zeit belegen stets, dass in der Nähe ein kleiner Hof oder ein paar Höfe gelegen haben müssen. Höfe markieren stest eine feste Besiedlung und nicht bloss ein gelegentliches Ã?bernachten auf einem Streifzug. Menschen der Hallstattkultur werden als Kelten bezeichnet, wobei es sich wohl kaum um ethnische Kelten gehandelt hat, sondern um seit langem hier ansässige Menschen verschiedner Herkunft, welche die keltische Kultur angenommen haben.
Gab es eine keltische Einwanderung in Seebach? Die Kelten als Volk mit einer eigenen Identität bezeichnen zu wollen und sie als eine von allen andern Völkern klar zu unterscheidende Ethnie zu betrachten ist ein Unterfangen, das so scheitert. Das was man auf dem Gebiet der heutigen Schweiz unter Kelten versteht, sind viel mehr indogermanische Ureinwohner, die wohl seit etwa 2'500 v. Chr. hier siedelten. Sie bildeten sich aus einer sehr langsam, fast unmerklich langsamen Einwanderung und stellten ein Völkergemisch dar, welches unser Gebiet in Besitz nahm. Innerhalb dieses Völkergemisches gab es auch einige früheuropäische Völker, welche ethnisch und sprachlich nicht zu den Indogermanen zu zählen sind, doch insgesamt scheint dieses frühe Mischvolk mehrheitlich indogermanischer Abkunft gewesen zu sein.
Aus diesem alten Mischvolk scheint sich, nicht nur in unserer Gegend, sondern in einem weiten geografischen Bereich nördlich und östlich der Alpen bis weit nach Ost- und Südosteuropa eine Kultur entwickelt zu haben, die im Laufe der Zeit eine eigenständige Form, eben die keltische, annahm. Aber eben nur eine Kultur. Sie hat sich als Nachfolgekultur der Trichterbecher- und Bandkeramiker-Kultur weiterentwickelt und ab etwa 1000 v. Chr. die Verhüttung von Eisen angeeignet. Die in Seebach ansässigen sogenannten Kelten der Hallstattzeit (800 bis 450 v. Chr.) gehörten dieser Kulturform an.
Wesentliches Merkmal dieser keltischen Kultur war die Beschränkung des politischen Aufbaus auf Stammesebene. Die sehr zahlreichen Sippen und Stämme entwickelten eine hohe Kriegskunst, eine verbesserte Landwirtschaft, auch zahlreiche Stammesfürstentümer, Baukunst, Handwerk, Kunsthandwerk, doch blieben sie auf der Ebene des Stammes stecken, sodass es nicht zur Ausbildung eines Volks der Kelten kam, sondern eben nur zur Ausbildung hunderter von Stammesfürstentümern, ein jedes nach seiner Art. Wer im Gebiete solcher Stämme wohnte, übernahm im Laufe der Zeit diese Fähigkeiten und Gewohnheiten sowie die Sprache, die sich notgedrungen durch Dutzende von Dialekten bemerkbar machte. Um aus den vielen hunderten von Stämmen ein Volk hervorzubringen, hätten die Kelten sesshafter werden müssen und ihre rein stammesmässige Organisation ausbauen müssen, was aber gar nicht ihrer Art entsprach. So weit waren die Kelten damals offenbar noch nicht.
Was bewirkten die Kelten in Seebach? Nach diesen eher allgemein gehaltenen Beschreibungen, was denn ein Kelte sei, wollen wir nun dieses Keltentum in unserem Gebiet einmal näher unter die Lupe nehmen. Die Seebacher Kelten haben trotz ihrer kleinen Bevölkerungszahl (meistens nur 25 bis 40 Personen ) einen nachhaltigen Einfluss auf die weitere Entwicklung von Seebach ausgeübt. Dazu zählten die ersten Rodungen und Entwässerungen von Riedgebiet, der Ausbau eines Wegnetzes, die engen Beziehungen zu den Nachbardörfern und der Aufbau der ersten Forst-, Land- und Viehwirtschaft. Ausserdem schufen sie die Voraussetzungen zur Gründung der Binzmühle, wozu das Regulierungswerk des damaligen Binzmühlesees wesentlich beitrug. Der Binzmühleweiher war damals noch um einiges grösser.
Ausserdem sorgten sie für eine optimale Bewirtschaftung des Fischbestandes in den drei wichtigsten Seebacher Bächen. Den alten Kelten dürfte auch der damals wichtige Torfabbau zuzuschreiben sein, der neben Baumholz über viele Jahrhunderte ein wichtiger Energielieferant gewesen war. Nicht zuletzt ist auch das zweckmässige Verhalten gegenüber den römischen Besatzern zu erwähnen, welches dazu führte, dass Seebach als gallischer Gutshof beiden Kulturen ein nebeneinander ermöglichte, das den Fortbestand sicherte und so günstige Voraussetzungen schuf für die weitere Entwicklung der Gemeinde nach dem Abzug der Römer und der späteren Landnahme durch die Alemannen. Die Seebacher Kelten boten den Zuwanderern zwar kein Paradies, aber sie haben immerhin während über 1300 Jahren die Voraussetzungen geschaffen, auf einem sehr bescheidenen, aber soliden Grundstock aufzubauen.
Die mutmassliche Keltensiedlung lag an der Stoffelstrasse! Bis heute hat sich noch niemand an die Aufgabe gemacht, heraus zu finden, wo die ersten Siedler in Seebach, die Kelten der Hallstatt-Kultur, ihre Höfe errichtet haben könnten. Bekannt sind bis heute nur die drei keltischen Grabhügel, die 1845 (Jungholz), 1868 (Bühlholz) und 1888 (Seebacher Hölzli), welche alle von Ferdinad Keller, dem damaligen Kantonsarchäologen, begutachtet wurden. Geöffnet und erforscht wurde jedoch nur derjenige im damaligen Jungholz bzw. an der späteren Keltengasse. Die Ergebnisse der Untersuchungen ergaben, dass der Grabhügel ins 6. Jahrhundert v. Ch. gehörte, also in die Phase Hallstatt D.
Es gab auch die Schlussfolgerung, dass in der Nähe eine Siedlung gewesen sein müsse. Die beiden anderen Grabhügel wurden nicht geöffnet, dürften angesichts der spärlichen Besiedlung Seebachs aber in die gleiche Zeit gehören. Konkret kann von etwa 550 v. Chr. mit einer Unsicherheit von vielleicht 25 bis 40 Jahren ausgegangen werden. Wir dürfen also annehmen, dass Seebach ab etwa 550 v. Chr. ständig besiedelt wurde. Dieses Jahr kann demzufolge als das eigentliche Gründungsjahr von Seebach betrachtet werden. Da die Kelten ganz generell wenig schriftliches hinterliessen und diejenigen von Seebach überhaupt nichts, muss bei der Erforschung auf andere Quellen indirekter Natur zurück gegriffen werden.
Da man durch systematische Analyse der zahlreichen Keltensiedlungen, von welchen man den Standort herausfinden konnte auch festellen konnte, nach welchen Gesichtspunkten die Kelten diese Standorte auswählten, kann mit Hilfe solcher indirekten Hinweisen, der Standort der Seebacher Keltensiedlung einigermassen genau ermittelt werden. Dieser Standort dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit auf dem Bühl gelegen haben, wobei hier aus rein praktischen Gründen am ehesten die Stoffelstrasse in Frage kommt. Anne Kustermann schreibt in «Unser Seebach»: In der Eisenzeit.... muss in der Nähe des Jungholzes ein Bauernhof oder ein Weiler gestanden haben. Fortsetzung siehe unter Frühgeschichte von Seebach 2. Teil!