Für den Schuhmacher Wenzel Bren-Martin, welcher seine Schuhmacherei an der Zürcherstrasse 16, später Schaffhauserstrasse 4?? hatte, wird im Adressbuch von Seebach von 1931 als Privatadresse Haldenplatz 1 vermerkt. Für Martin Steinhauer im gleichen Jahr Haldenplatz 3 und für die Zumbühls und Zumstegs Haldenplatz 4. Da die OGS bis heute noch nie von einem solchen Platz gehört hatte, war das Staunen gross. Die Lösung für das Kuriosum Haldenplatz konnte dank dem Hinweis von Erwin Lori gelöst werden. Er verwies auf das alte Strassenverzeichnis der Gemeinde Seebach von 1931, wo der Haldenplatz tatsächlich eingetragen ist. Er befand sich an der Kleinbühlstrasse vor den Häusern Nr. 1 bis 11 (heute nur noch 5 bis 11) und hat eine Fläche von 323 m². Die offizielle Benennung des Haldenplatzes erfolgte am 2.2.1926 durch Gemeinderatsbeschluss, nachdem dort einige Einfamilienhäuser erstellt wurden.
Der Haldenplatz ist für die OGS-Seebach ein Novum, denn es fand sich in allen Unterlagen über Strassen, Plätze und Wege in Seebach nie ein Haldenplatz, bis eben zu jenem Tag, als Erwin Lori der OGS eine Kopie des Adressbuches von Seebach von 1931 zustellte, wo im Strassenverzeichnis von Seebach der Haldenplatz aufgeführt ist. Die OGS ist erschüttert, trägt es aber mit Fassung, dass ihr ein Platzname über 55 Jahre lang durch die Lappen ging. Allerdings ist die Bezeichnung Haldenplatz etwas irreführend, denn im Gemeinderatsprotokoll zur offiziellen Benennung der Strasse steht: Es ist eine Sackgasse von der Kleinbühlstrasse in nördlicher Richtung. Mit dem Platz war wohl die grosszügige Breite an ihrem Ende gemeint, auf welcher Fuhrwerke gewendet werden konnten.
Das war auch deshalb möglich, weil der Gemeinderat von Seebach in seinem offiziellen, mit der Stadt Zürich vor der Eingemeindung abgeglichenen Strassenverzeichnis vom 9.9.1933 diesen Platz ebenso wie den Gemeindeplatz und rund 15 weitere Strassen und Wege ebenfalls zu erwähnen vergessen hatte, was zur Folge hatte, dass die betroffenen Strassen, Wege und Plätze ihre Namen verloren. Das wiederum lag daran, dass der Seebacher Gemeinderat sich über Jahrzehnte schwer tat, die Strassen Seebachs offiziell zu benennen und noch mehr, den Häusern Strassennummern zuzuteilen. Im Zuge der Bereinigung jener Strassennamen, welche nach der Eingemeindung in Zürich einen Zwilling bekommen hätten und infolge dessen umbenannt werde mussten, beschloss der Gemeinderat am 26. Juli 1932, auf eine Umbenennung des Haldenplatzes zu verzichten und die Strassebezeichnung wider aufzuheben. Der Haldenplatz trug seinen Namen also nur gerade vom 2.2.1926 bis zum 26.7.1932.
Die Gemeinderäte stammten alle noch aus einer Zeit, wo man als Adresse das nächstgelegene Restaurant (!) oder sonst ein markantes Gebäude angab. Wer die Gewerbeliste von Seebach aus dem Jahr 1894 liest, findet keine Strassennamen, sondern als Adressangabe nur Hinweise wie «zur Waag», «zur alten Post», «zur Wartburg», «zum Neubühl», «zum Apollo» usw. Die Seebacher Gemeinderäte lebten da noch in einer anderen Welt.
Grund für die Zurückhaltung der Gemeinde bei der Benennung von Strassen war, dass eine von der Gemeinde offiziell benannte Strasse auch in die Unterhaltspflicht der Gemeinde überging, wovor sich der Gemeinderat 'schoch', wie der Teufel vor dem Weihwasser. Da die Seebacher Gemeindekasse nicht gerade üppig mit Geld ausgestattet war, vermied man alles, was unvorhergesehene Kosten hätte verursachen können. Darum haben noch bis zur Eingemeindung 1934 viele Häuser weiterhin keine Hausnummern getragen. Man behalf sich einfach mit der Assekuranz-Nr, welche damals sehr ähnlich aussah und ebenfalls gut sichtbar bei der Haustür angebracht war. Aus diesen Gründen war es auch möglich, dass der Gemeinderat 1933 nicht einmal mit Sicherheit alle Strassen des Ortes benennen konnte, als er von der Stadt zum Abgleich dazu aufgefordert wurde. Die Stadt verlangte nämlich, das die Gemeinden alle Strassen umbenennen müssen, deren Namen in Zürich bereits belegt waren.
Seebach begann als eine der letzten Gemeinden des Kantons, seine Strassen ab etwa 1900 bis 1910 allmählich zu benennen und mit Strassentafeln zu versehen. Doch man tat es so zögerlich, dass man auch 30 Jahre später noch nicht fertig war damit, teils natürlich auch, weil laufend neue Strassen erbaut wurden. Waren diese privat, so war es der Gemeinde recht. Wer nachrechnet, stellt fest, dass pro Jahr durchschnittlich nur etwa zwei neue Tafeln aufgestellt wurden. Tröstlich mag sein, dass die OGS in einem Archiv gelesen hat, dass es noch ein paar weitere bäuerlich geprägte Gemeinden im Kanton Zürich gab, welche Seebach sogar noch hinten nach hinkten.
Um das Seebacher Strassen-Verzeichnis-Chaos des frühen letzten Jahrhunderts noch zu untermauern, sei darauf hingewiesen, dass auch das Strassen-Verzeichnis im Adressbuch von 1931 nicht vollständig war, denn es fehlt dort zum Beispiel der Gemeindeplatz.
Quellen: - Adressbuch von Seebach 1931 - Gemeinderatsprotokolle 1926 Seite 41 und 1932, Seite 156