An den Seebacher Schulen der 1950er Jahre nannte man jene Lehrer, die kurzfristig bei Erkrankung, Militärdienst oder Abwesenheit eines Lehrers einspringen mussten, Verweser. Daneben benützte man aber auch die Bezeichnung Vikar. Und wie könnte es anders sein, fanden schlaue Schüler auch für diese Bezeichnung wieder einen Ã?bernamen, indem man durch einfache Inversion aus dem Vikar einen Fakir machte.
Verweser erinnert heute eher an Verwesung, da nicht mehr jedermann bewusst ist, dass man zu jener Zeit durchaus noch sagte: "Er west gerade im Militärdienst." Früher gab es nämlich wie im Spanischen zwei Formen für das Tätigkeitswort «sein», das zweite war «wesen». Man sagte: Ich wese, du west, er west usw. Das galt aber bereits damals als ein wenig altmodisch. Die zweite Form wurde früher verwendet, wenn man mit «sein» eigentlich «weilen» oder «verweilen» meinte. Heute trifft man diesen Wortstamm fast nur noch beim Mittelwort der Vergangenheit an: «gewesen», «gewest». "Er west gerade im Militärdienst." hört man wirklich nur noch ganz selten. Es gehört aber zur guten Kultur in der deutschen Sprache, wenn man die angeblich veralteten Begriffe dennoch kennt, denn in der älteren Literatur trifft man weiterhin auf sie. Der Verweser nennt sich heute, wie eingangs schon erwähnt, meist Vikar und war also jener Lehrer, welcher einsprang, wenn der reguläre Lehrer im Militärdienst weste (weilte).
Die Verweser nannten sich selber schon damals Vikar, nur die amtliche Schule hielt noch am alten deutschen Wort fest. Das ist zumindest für den Fakir, äh Verweser Huber sogar schriftlich belegt, unterschrieb er doch die Zeugnisse mit «Rud. Huber, Vikar». Siehe dazu die Foto unter Verweser Rudolf Huber!