In den frühen und mittleren 1950er Jahren veranstaltete der SMUV zusammen mit Nestlés Fip-Fop-Club für die Kinder der SMUV-Mitglieder Unterhaltungsnachmittage. Ich kann mich noch erinnern, dass mich meine Mutter an einem freien Mittwoch Nachmittag per 14-er Tram bis vor ein Kino hinter dem Stauffacherplatz in Wiedikon begleitete, wo der Anlass stattfand. Ich war etwa 10 Jahre alt. Der Name des Kinos ist mir entfallen. Dort warteten bereits Hunderte von Kindern auf den Einlass. Nachdem wir dann endlich Platz genommen hatten, mussten wir auf Geheiss eines Gewerkschafters, der auf der Bühne stand, zuerst im Chor die vier Buchstaben S-M-U-V erklingen lassen. Er genoss es sichtlich und wollte das S-M-U-V immer wieder hören. Dann kam eine Gruppe von Werbefachleuten auf die Bühne, welche für Nestlé warb, ganz speziell aber für die vier Schokolademarken Nestlé, Peter, Kohler und Cailler, welche vor kurzen unter dem Dach von Nestlé fusioniert wurden. Immer wieder wurden die Hunderte von Kindern aufgefordert, im Chor die Namen der vier Schokolademarken zu nennen: "Nestlé, Peter, Kohler, Cailler." Das drang sehr tief in meine Seele.
Im Laufe der Veranstaltung gab es auch einen Film zu sehen und zuletzt verteilten sie Zettel mit allen Reimen des Liedes «Schii heil!», welches nach kurzem Üben mithilfe des Textes auf dem Zettel gemeinsam gesungen wurde. Das Lied lautete etwa so:
Lönd de Tüüfel faare Und d'Maitleni la sii Es git kein Larifari Wo Schnee isch und wo Schii Es git kein Larifari, Wo Schnee isch und wo Schii Schi heil!
Tuets di öppe chläme Und weisch nüd us und ii So haus und gang go schtäme Wo Schnee isch und wo Schii So haus und gang go schtäme Wo Schnee isch und wo Schii Schi heil!
Esel sind kei Chälber Und Chälber chönds nüd sii Mer findet nu öis sälber, Wo Schnee isch und wo Schii Mer findet nu öis sälber, Wo Schnee isch und wo Schii Schi heil!
Lupfsch du dini Flosse Und meinsch en Herrgott z'si, mer bliibed Eidgenosse, Wo Schnee isch und wo Schii Mer bliibed Eidgenosse Wo Schnee isch und wo Schii Schi heil!
Lönd öis heizue rutsche Vo Berge und vo Flue En Bock mues öppe putsche E Geiss ghört au dezue En Bock mues öppe putsche E Geiss ghört au dezue Schi heil!
Der Reim mit dem Larifari blieb mir bis heute im Gedächtnis haften, vor allem, weil ich keine Ahnung hatte, was denn ein Larifari ist. Erst sehr viel später lernte ich dann, dass es 'leeres Geschwätz' bedeutet und von den italienischen Musiknoten la-re-fa-re herkommt. Als kleiner Junge verwechselte ich es auch oft mit Charivari. Dieses Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Durcheinander. An der Basler Fasnacht ist es die Bezeichnung für verschiedene Veranstaltungen der Fasnachts-Cliquen. In der französischen Küche bedeutet es einen Kartoffelsalat mit ziemlich vielen Zutaten darin.
Wenn ich mich richtig entsinne, dann bekamen wir zum Schluss alle eine Tafel Schoggi. Der interessante Film und die Schokolade waren ein guter Ersatz für den 'verlorenen' schulfreien Mittwoch Nachmittag. Meine Mutter war natürlich längst nach Hause gefahren. Sie gab mir Geld für ein Trambillet nach Seebach. Ich fand den Weg nach Hause auch alleine.
Quellen: - OGS-eigene - Wikipedia (Bedeutung der Wörter) - www.tom72.ch/plaintext/lyrics/musik/schweizerlieder.html (Vorlage für das Lied)