Kleinstwagen von BMW seit dem Jahre 1955. Er kostete etwa Fr. 2'500.--. Der Wagen wurde natürlich nicht in Seebach gebaut, aber er gehörte, wie viele andere Kleinstwagen, zum damaligen Seebacher Strassenbild. Man stieg von vorne ein und das Steuerrad war in die Türe eingebaut. Das «Autochen» gehörte zur Gruppe der Aquarium-Autos, war aber doch deutlich grösser als die Konkurrenz. In Deutschland trug es den Ã?bernamen «Knutschkugel».
Es besass hinten eine kleine Sitzbank, wo man auch zwei kleinere Kinder unterbringen konnte. Auf dem Heck war optional auch ein Packträger zu haben, sodass man damit sogar in die Ferien fahren konnte. Dies hat mein Schwiegervater Hermann Teufer geschafft, indem er mit Frau, zwei kleinen Mädchen und viel Gepäck über den Gotthard nach Locarno fuhr! Mit 250 cm³ Hubraum notabene!
Am Gotthard war ein Zwischenhalt nötig, wo er die Zündkerzen reinigen und den Elektrodenabstand überprüfen musste!! Mit schwarzen Fingern fuhr er dann weiter. Auf der Rückreise ging dann alles gut, trotz steiler Tremola, denn Hermann Teufer hatte nun gelernt, dass der Motor mit höheren Drehzahlen weniger verrusst und schaffte so die Reise ohne Zwischenhalt! Später noch erzählte er gerne mit verschmitztem Lächeln, dass er schon als junger Mann einen BMW-Wagen gefahren sei!
Es gab allerdings auch eine Version mit 300 cm³, die zum Schluss mehr gefragt war. Dieser Wagen galt bereits als «Sportfregatte». Es störte damals niemanden, dass diese Isetta eigentlich nur ein gut gegen Regenwasser abgedichdeter, kleiner Töff war. Sie galt als sehr schick und die paar Eigenwilligkeiten wie die Fronttüre oder der offene Packträger galten damals bei «Sportwagen» noch als durchaus «en vogue». Die Werbeabteilung von BMW verstand es zudem, aus den Notnägeln des «Autochens» angeblich fein durchdachte Vorteile zu machen.
Von dem «Autochen» gab es auch eine Pick up-Version (!), ein Cabriolet und eine Variante für die Deutsche Bundespost mit ausgewölbter Heckscheibe, ausserdem kam auch noch eine Dreiradversion auf den Markt usw. Verwendet wurde als Antrieb anfänglich der leicht gedrosselte Motor aus dem 250 cm³-Einylinder-Töff, welcher, wie schon erwähnt, später auf 300 cm³ aufgebohrt wurde. Speziell für die Werbung musste ein Fahrzeug einmal sechs hübsche, junge Damen in Badeanzügen aufnehmen, was den Eindruck aufkommen liess, die Isetta wäre ein junger Autobus. Das Fahrzeug war sehr zählebig und verschleissresistent. Es wurde von 1955-63 gebaut, kostete um Fr. 3'000.-- und war vermutlich das einzige 4-plätzige Auto der Welt mit einem Einzylindermotor und einem Verbrauch von nur 3 Liter Benzin auf 100 km. Es verschwand einzig und allein deswegen aus dem Strassenverkehr, weil die Ansprüche der Autofahrer immer grösser wurden. Wie man sieht, gab es das Dreiliterauto schon 1955 und es war ein richtiger BMW!
Noch mehr über die BMW Isetta findet man unter Wikipedia, wo es auch viele eindrückliche Fotos hat.
Quellen: - Hermann Teufer, Volketswil - Franklin Fehr - Archiv der BMW AG, München