Einen Flugplatz Örlikon im strengeren Sinn hat es nie gegeben, doch im Grenzbereich zu Schwamendingen gab es einen namentlich nicht mehr bekannten Bauern, welcher es der Segelfluggruppe Dübendorf erlaubte, mit ihrem Schulgleiter Flugversuche auf seinen Feldern zu unternehmen. Bei dem Schulgleiter handelte es sich um den Typ Stamer-Lippisch Zögling, wobei es vermutlich der Typ 31 war, den diese in Dübendorf nach Plänen aus Deutschland nachbauten. Der Flugplatz Örlikon war also quasi ein ad hoc-Flugfeld.
Nach Aussagen meines Grossvaters Jakob Wirz-Büchi, welcher zu dieser Zeit an der Schwamendingerstrasse wohnte, fanden diese Flugversuche in den späteren 1930er Jahren ganz am Ende der damaligen Tramstrasse statt. Über die Art und Weise, wie der Zögling in die Luft kam, ist vorderhand noch nichts bekannt. Überliefert ist aber, dass die Segelfluggruppe Dübendorf mit Katapulten experimentierte. Dass es dieses ad hoc-Flugfeld in Örlikon tatsächlich gab, bestätigt auch die Segelfluggruppe Lägern in ihrer Website unter dem Eintrag 'Geschichte'.
Mein Grossvater selber hatte damit natürlich nichts zu tun, ausser dass er davon hörte und in lokalen Zeitungen davon las und es mir im Jahre 1953 erzählte, als ich noch ein 10-Jähriger Bub war. Inzwischen konnten dieser Plaudereien meines Grossvaters, die ich seinerzeit nicht sonderlich ernst nahm, durch Hinweise der Segelfluggruppe Lägern sowie durch einen weiteren Hinweis von Ernst Coendet bestätigt werden, welcher bis zu seinem Ableben Mitglied bei dieser Segelfluggruppe blieb.
Mehr über das Flugfeld Örlikon in Erfahrung bringen könnte man allenfalls durch Befragen von René Lüscher, dem Obmann der Segelfluggruppe Lägern, dessen Vater anscheinend von Anfang an dabei war.
Weitere Luftfahrt-Ereignisse mit Örliker Bezug:
- Seit den 1930er Jahren bis Anfang 1960 gab es im Binzmühlebachtal eine Tiefflugschneise für Militärflugzeuge. Diese Schneise hatte eine Breite von mehr als einem Kilometer. Manchmal flogen die Flugzeuge, meist die damaligen DüSenjäger Vampire und Venom, mehr auf Seebacher, manchmal wieder mehr auf Örliker Seite in ganz wenigen hundert Meter Höhe vorbei. Mehr dazu siehe unter Flugplatz Dübendorf!
- Im Juni 1931 wurde Örlikon vom Zeppelin LZ-127 überflogen. Mehr dazu siehe unter Zeppelin über Seebach!
- Am 1.11.1932 überflog die Dornier Do-X, das damals grösste Wasserflugzeug der Welt Seebach und Örlikon, um über der Stadt Zürich zur Wasserung auf dem Zürichsee anzusetzen. Geschätzte Flughöhe 200 bis 300 Meter! Mehr dazu siehe unter Do-X über Seebach!
- 1967/68 baute Fritz Bachmann aus Örlikon, wohnhaft gewesen an der Magdalenenstrasse, einen Eigenbau-Helikopter, mehr dazu siehe dort!
- Um 1987 baute der Seebacher Schuhmachersohn Gottfried Wettstein III ein Eigenbau-Flugzeug. Dieses stellte er in Örlikon aus und zwar anlässlich einer Hobby-Ausstellung, veranstaltet durch die Firma Bührle. Mehr dazu siehe unter Evans VP-1 Volksplane!
Das sind sicher noch nicht alle Luftfahrtereignisse, bei welchen Örlikon eine Rolle spielte, aber immerhin ein Anfang.
Quellen: - Jakob Wirz-Büchi (27.11.1883-21.12.1972) - www.schaenissoaring.ch, Segelfluggruppe Lägern - Ernst Coendet, Metzger in Seebach - «Furttaler», 20.5.2010, Interview mit Ernst Coendet