In dieser Liste findet man nur Häuser in Zürich-Seebach, welche im Jahre 1812 nicht mehr standen. Für sie gibt es praktisch nur noch den Helvetischen Katasterplan (HK) von 1801, doch standen die meisten dort erwähnten Häuser auch 1812 noch, als die Assekuranznummern eingeführt wurden, sodass der HK lediglich jene Häuser nachweisen kann, welche in dieser kurzen Zeitspanne zwischen 1801 und 1812 abgetragen wurden oder abbrannten. Für Häuser vor 1801, die 1812 nicht mehr standen, gibt es fast nur noch indirekte Belege, indem die Häuser in alten Dokumenten erwähnt werden. Gute Ortspläne, die älter als 1801 sind existieren nicht, doch fand die OGS eine sehr blasse Kopie eines gezeichneten Ortsplans von Seebach, wo ein Teil unseres Ortes zu erkennen ist, nur lassen sich darin leider sehr wenige Häuser klar erkennen. Die alten Gygerkarten von 1640-1667 geben ebenfalls nur schwache Anhaltspunkte, indem dort die bestehenden Siedlungen symbolisch dargestellt sind und keine Informationen zu einzelnen Häusern liefern, sondern nur zu Häusergruppen.
Unter diesen Umständen wird die nachfolgende Liste stets unvollständig bleiben, doch will die OGS nichts unversucht lassen, möglichst viele ausfindig zu machen. Die Häuser werden vorerst nicht streng im Sinne eines Verzeichnisses geführt, sondern mehr als Aufzählung mit Kurzbeschrieb und Quellennachweis, geordnet nach der ältesten historischen Erwähnung, sodass historisch Interessierte sich an der Arbeit beteiligen können. Auf die Aufzählung von rein hypothetischen Häusern aus der Kelten- und Römerzeit wird hier verzichtet. Effektiv nachgewiesene oder indirekt erwähnte Bauten, die eindeutig als Häuser erschliessbar sind, werden hingegen aufgeführt. Keltische Grabhügel gelten dabei nicht als Häuser, auch wenn sie den Gebeinen oder der Asche der Verstorbenen damals als letzte Ruhestätte dienten.
Dieser Beitrag dürfte in eine Jahre lange Fleissarbeit ausarten und kann daher nicht innert kurzer Zeit erstellt werden. Um Geduld wird gebeten. Unterstützung durch Hinweise aus dem Publikum nimmt die OGS daher sehr gerne entgegen.
Burgähnliche Baute auf dem Bühl aus römischer Zeit, um 300
Die Jahreszahl ist eine Schätzung und fusst auf dem Umstand, dass ein Wachtturm erst notwendig wurde, als die Anzahl der Germanenüberfälle diesseits des Rheins zunahm und den Bau einer solchen Baute erforderlich machte. Effektiv gefunden wurden 1868 auf dem Bühl die Grundmauern aus Travertin einer von Kantonsarchäologe Ferdinand Keller nur freigelegten, aber nicht weiter untersuchten Baute. Dieser Archäologe nannte die heutige Grünhaldenstrasse und ihre Fortsetzung auf den Bühl 'Strasse zur Burg', was wohl eine Strassenbezeichnung aus dem Seebacher Volksmund war, aber andeutet, welcher Natur die Baute war. Dieser Mauerrest ist die älteste schriftlich festgehaltene Seebacher Baute. Sie ist bis mindestens 1868 als kümmerlicher Rest erhalten geblieb. Das spätere Schicksal der Mauerreste ist unbekannt.
Sankt Niklaus-Kapelle, 1164
Die Vorgängerkirche der heutigen Niklauskapelle, wurde schätzungsweise 1164 erbaut und nach der Reformation als Gotteshaus 'ausser Betrieb' genommen. Von 1534 bis 1663 diente sie daher durch Holzbodeneinbauten zu Wohnzwecken und wurde dann abgetragen. An ihre Stelle trat der Neubau der ersten reformierten Kirche in Seebach im Jahre 1664. Damit trug die alte katholische Kapelle noch keine Assekuranznummer.
Stülingers Gut, vor 1300
Hier ist die Rede vom Vorgängerbau, welcher vor 1300 erstellt und um 1650 abgetragen wurde. Es war ein Abteihof, welcher als 'Felix Manessen Erbgüter' und als Stülingers Gut bezeichnet wurde. Die Bezeichnung deutet an, dass Rudolf Stülinger der Vorgänger auf dem Lehen von Felix Manesse war, denn Besitzer war ja die Fraumünsterabtei. Da dieser Hof vor 1812 abgetragen wurde, trug er folglich keine alte Assek-Nr. Der Nachfolgebau wurde an exakt gleicher Stelle errichtet und bekam dann 1812 die alte Assek-Nr. 34. Vom alten Stülingergut ist bekannt, dass es kaum einen genügenden Ertrag abwarf, um alle Zinsen und Abgaben zu bezahlen und eine Familie zu ernähren. Daher gab es recht viele Pächterwechsel. Noch etwas mehr Details findet man in «Unser Seebach» auf Seite 41.
Vorgängerhof des Krüppelwalmdachhauses, um 1300
Ã?ber das Vorgängerhaus ist derzeit nur sehr wenig bekannt, ausser dass es seit 1300 bezeugt ist, ein grosser Hof der Fraumünsterabtei war und irgendwann zwischen 1550 und 1650 abgetragen und durch das spätere Bauernwohnhaus mit dem Krüppelwalmdach ersetzt wurde.
Unteres Trotthaus in der Köschenrüti, um 1300
Ã?ber den immer noch stehenden, 1845 vermutlich auf den alten Fundamenten eines ehemaligen Trotthauses neu aufgebauten und kürzlich sogar restaurierten Speichers ist vorerst nichts Näheres bekannt, als dass das ehemaligen Trotthaus um 1671 noch Bestand hatte, danach aber zerfiel, so dass es 1812 keine alte Assekuranznummer mehr erhielt. Da an den Käshalden jedoch seit mindestens 1300 Rebberge angelegt wurden, dürfte dieses Vorgängergebäude tatsächlich existiert haben. Es ist fast zwingend zu vermuten, dass der heute anstelle des Trotthauses noch bestehende Speicher somit einen Vorläufer hatte, welcher vermutlich an gleicher Stelle stand. Ernst Benninger hat lange in den alten Unterlagen geforscht, doch gelang es ihm nicht, den schlüssigen Beweis dafür zu erbringen. Gesichert ist lediglich der Hinweis in einem Schuldbrief von 1671 im Stadtarchiv Zürich (B XI, Seite 80), wo steht "... ein Behussung und Nüwe Behussung, zwo Schüren, Trotten, Krut- und Baumgarten......". Es gab somit in der Köschenrüti um 1671 mindestens zwei Trotten, das geht aus der Pluralform hervor, wovon eine dem Unterhaus und eine dem alten Oberhaus zugeordnet werden kann. Ernst Benninger vermutete, wie schon erwähnt, dass der heutige Speicher auf den alten Grundmauern einer Trotte aufgebaut wurde. Da er dies nicht belegen konnte, hat er in «Unser Seebach» auf die Erwähnung des Speichers ganz verzichtet.
Brandschatzung durch eidgenössische Truppen, 1444
Bei diesem Eintrag handelt es sich nicht um die Nennung eines Hauses ohne Assekuranznummer, sondern darum, mit einer Legende aufzuräumen, welche solche Häuser zwingend ergeben hätte. Bei der Legende handelt es sich um die Brandschatzung der eidgenössischen Truppen zwischen dem 24.6. und 30.8.1444 in und rund um Zürich. Diese Truppen haben nach einer sorgfältigen Auswertung aller Forschungsarbeiten von Ernst Benninger zu den alten Häusern in Seebach, publiziert in «Unser Seebach» auf den Seiten 19 bis 63 ergeben, dass Seebach von diesen Brandschatzungen ganz offensichtlich verschont blieb. Dieser Nachweis konnte erbracht werden, weil er selber die Anzahl der Bauernhöfe für die Zeit um 1444 mit etwa 10 und die Einwohnerzahl um 55 angab und weil alle Höfe die vor 1444 erstellt wurden, für dieses Jahr keine Brände zu beklagen hatten. Fazit: Es gab in Seebach keine Häuser, welche 1444 verloren gingen.
Bei den 10 Höfen handelte es sich um den Köschenrütihof, den Binzmühlehof, das Winkelgut, den Chorherrenhof, den Augustinerhof, den Kellhof, den Kappelerhof, den grossen Hof im Oberdorf neben der Krone, das Stülinger Gut sowie um den grossen Hof von Klöti/Gossweiler/Kuhn im Hinterdorf.
Alte Schmidte im Ausserdorf, 1666
Auch bekannt als alter Augustinerhof. Er wurde erstmals erwähnt um 1300. Er ist gut recherchiert durch Ernst Benninger und in «Unser Seebach» auf Seite 30 ausführlich beschrieben. Er fiel im Februar 1666 einem Brand zum Opfer und wurde danach bald wieder neu aufgebaut, jedoch nicht mehr als Schmidte, sondern als Bauernwohnhaus mit ziemlich anderem Aussehen. 1812 bekam dieser Neubau dann die Assek.-Nrn. 15/17.
Wohnhaus am Buhnrain von Heinrich Sieber, 1672
Dieses Wohnhaus wird 1672 erstmals erwähnt und gehörte damals einem Heinrich Sieber, Tauner von Beruf. Das Häus dürfte entsprechend schlicht gewesen sein. Es brannte am 3.6.1799 durch Artilleriebeschuss der französischen Truppen ab und wurde später nicht wieder aufgebaut. Es wird in «Unser Seebach», Seite 52 von Ernst Benninger beschrieben. Auch im Neujahrsblatt der Hülfsgesellschaft von 1801 wird über das Haus berichtet und sogar mit einer zeichnerischen Darstellung des bennenden Hauses ergänzt.
Ziegelhütte Hüttenrain, 1794-1812
Ernst Benninger berichtet in seinem Flurnamenbuch auf Seite 60, dass die erste Ziegelhütte bereits zwischen 1794 und 1812 erstellt wurde. Dabei ist die Aussage so formuliert, dass nicht sicher gesagt werden kann, ob der Erbauer der damalige Gemeindepräsident Caspar Meyer war, obschon sein Name erwähnt wird. Verkompliziert wird das Ganze auch dadurch, dass dieser Gemeindepräsident Caspar Meyer noch nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Diese erste Seebacher Ziegelhütte muss vom baulichen Zustand her ein Ding gewesen sein, das nicht zwingend nach einer Hütte aussah, denn es findet sich keine zugehörige alte Assekuranznummer. Diese wurden bekanntlich ab 1812 vergeben, doch die erste Ziegelhütte bekam keine. So sehr man auch die Listen der Gebäudeversicherung und des Brandassekuranz-Steuerverzeichnisses oder des Brandassekuranz-Lagerbuches durchforstet: Es gab keine Nummer für diese Ziegelhütte und somit galt sie offensichtlich nicht als Gebäude und war demensprechend auch nicht versichert. Sie brannte aber im Jahre 1839 ab, ganz so, wie sich das für eine Ziegelhütte damals gehörte und sie wurde nicht wieder aufgebaut. An dieser Stelle trugen die Häuser die Assekuranznummer 28. Die 28 A wurde der neuen zweiten Ziegelhütte zugeteilt. Alle nachfolgenden Buchstaben von B bis F sind genau definiert, sodass die erste Ziegelhütte unmöglich unter der Nr. 28 eingeordnet werden kann.
Scheune in der Köschenrüti, um 1880
Zu einem noch nicht ermittelten Zeitpunkt in den 1980er Jahren wurde in der Köschenrüti neben dem Speicher an der Käshaldenstrasse 40 ein leicht zurück versetzter Kleinbau abgetragen, welcher steinerne Grundmauern und einen hölzernen Oberbau mit Ziegeldach aufwies. In der Liste der alten und neuen Assekuranznummern konnte die OGS diese Scheune, Irrtum vorbehalten, nirgends identifizieren. Sie ist im Baugeschichtlichen Archiv Zürich unter Käshaldenstrasse auf drei Fotos Nr. 27857-7 und 8 erkennbar als relativ baufälliges Gebäude und dürfte beim Abbruch ein Alter von mindestens 100 Jahren gehabt haben. Die Fotos sind datiert mit September 1983. Das Unglaubliche ist nun aber: Auf einer anderen Foto des BAZ mit der Nr. 34101-4 fehlt die Scheune, obwohl diese Foto bereits im März 1982 aufgenommen wurde. Vermutlich stimmt auf einer der Fotos die Jahreszahl nicht. Dies ändert aber nichts daran, dass die Scheune offenbar keine Assekuranznummer trug, obwohl das Gebäude eine Breite von etwa 5 Metern und eine Länge von etwa 7 Metern hatte und über einen Dachboden verfügte. Das Haus wird hier erwähnt, falls doch einmal jemand des Rätsels Lösung findet.
Scheune der Kaspar Wüst in der Waid, um 1847
Bei der Erarbeitung der Geschichte des Weilers Waid stiess Walter Aeberli auf ein weiteres Haus, welches offensichtlich keine alte Assek-Nr. trug. Es handelt sich um eine alte Scheune, welche vermutlich noch von Kaspar Wüst erstellt wurde, als er in der Waid ab 1844 erstmals urkundlich wurde. Das Baujahr der Scheune kann nicht mehr ermittelt werden, da die Scheune in den Brandassekuranz-Lagerbüchern fehlt. Das ist umso erstaunlicher als die Scheune ein Bauvolumen von 989 m³ umfasste, also etwa 10 Meter breit, 14 Meter lang und bis zum First etwa 10 Meter hoch war.
Für Kaspar Wüst findet sich in der Waid auch kein eigenes Wohnhaus. Er besass nur die erwähnte Scheune, eine weitere Scheune sowie ein Waschhaus mit Schweinestall. Vermutlich hat seine Familie in einem anderen Haus bei Verwandten in der Waid gewohnt. Seine Bauten gingen bereits 1854 an Konrad Wüst und 1864/65 an Heinrich Steinemann über. Nur 4-5 Jahre später wechselten sie erneut den Eigentümer und gehörten ab 1869 Johann Benninger. Schon vier Jahre später gingen sie an Jakob Wettstein über.
Erstmals urkundlich wurde die nummernlose Scheune dann bei der Einführung der neuen Assekuranznummern. Sie bekam 1895 die neue Nummer 207. In diesem Buch steht denn auch: Scheune, Stall und Schopf. Diese Scheune wurde 1906 abgetragen und erst 1911 durch eine neue, nur noch halb so grosse Scheune ersetzt. Dass die Scheune kein Phantom war, belegt der Eintrag im Lagerbuch für die Jahre 1895-1933, der lautet: "...1 Scheune, Stall & Schopf - abgetragen". Es hat dort einen Bleistifteintrag der 'alt 120' lautet, doch das kann nicht stimmen, denn das Gebaude Nr. 120 war eine 1847 erbaute Scheune, welche die Nummern alt 120, neu 208 trug. Die Scheune wurde also erst 1895 urkundlich, als sie im Besitze der Wettsteins waren. Das von der OGS geschätzt Baudatum von 1847 ergibt sich aus dem Alter beim Abbruch 1906 und dem Kauf weiterer Gebäude durch Kaspar Wüst in der Zeit um 1844-47.
Quellen: - in den jeweiligen Beschreibungen erwähnt