Jenes Gebäude, welches gemeinhin als alte Gerwe bezeichnet wurde, entstand erst 1895 und war der Ersatz für die zahlreichen Bauten auf dem Areal des späteren Seebacherhofes. Damit ist auch klar, dass die alte Gerwe keine alte Assek-Nr. mehr erhielt. Die neue Nummer lautete 547. Es ist klar zu unterscheiden zwischen dem 'Haus zur Gerwe', auch 'Neue Gerwe' genannt und der 'Alten Gerwe'. Mit der 'Neuen Gerwe' ist das ehemalige Gemeindehaus (1913-1933) an der Schaffhauserstrasse 444 gemeint, welches 1872 erstellt wurde. Unter der 'Alten Gerwe' hingegen verstand man die ehemaligen Gebäude der Gerberei und den Neubau in Form des länglichen Gebäudes am Anfang der Friesstrasse aus dem Jahr 1895.
Fazit: Mit der neuen Gerwe ist das Wohnhaus gemeint und mit der alten Gerwe ist die ursprüngliche Gerberei gemeint, daher der Name. Das Haus wurde hinter der 'Neuen Gerwe' erstellt. Die Bezeichnung 'Neue Gerwe' war bei den alten Seebachern sehr geläufig, obwohl damit eigentlich nur das Grundstück gemeint war. Ã?ltere Seebacher sahen das teilweise auch etwas anders und meinten mit der alten Gerwe die Altbauten auf dem späteren Areal des Seebacherhofs. Mit neuer Gerwe meinten sie die beiden Neubauten von 1872 und 1895. Was nun richtig ist, bleibt vorerst noch offen.
Als Erbauer der 'Neuen Gerwe' wird für das Jahr 1872 Heinrich Tanner genannt. Als sein Nachfolger wird Fritz Weiss erstmals um 1892/96 erwähnt. Anscheinend um 1907 hat die Gemeinde die 'Alte und die 'Neue Gerwe' erworben, um darin das EWS unterzubringen, welches bisher an der Binzmühlestrasse in einem Provisorium und dann in einer Fabrikhalle von Caspar Wüest, ebenfalls provisorisch, untergebracht war. Die 'Alte Gerwe' wurde nach der Eingemeindung neuer Werkhof und Feuerwehrdepot mit Zugang von der Friesstrasse 54 her. Sie wurde zugunsten des Alterswohnheims Grünhalde im Jahre 1975 abgetragen. Die alte Gerwe umfasste nicht nur das EWS, sondern auch die gemeindeeigenen Unterhaltsbetriebe.
Von der alten Gerberei konnte die OGS bisher lediglich in Erfahrung bringen, dass sie eine recht grosse Ausdehnung hatte, denn nebst dem oben erwähnten, langen zurückgesetzten Bau an der Schaffhauserstrasse gehörte bis 1895 auch ein Maschinenhaus an der Schmidgasse 5, ein Tröcknerraum, ein eingemauerter Dampfkessel und ein Dampfkamin dazu. Diese Anlagen befanden sich auf dem Grundstück 'Seebacherhof' und wurden 1894/95 abgetragen, weil sie dem Bau des Hotel/Restaurants Seebacherhof Platz machen musste. Der Neubau der alten Gerwe im Jahre 1895 war somit ein Ersatzbau. Wie lange hier noch gegerbt wurde, ist aber noch offen. Ebenso wer der Besitzer der Gerberei war. Sobald der wirkliche Besitzer der Gerberei ermittelt ist und auch geklärt ist von wann bis wann die Gerberei bestanb, wird für den Gerbereiteil ein eigener Beitrag erstellt.
Gerwe bedeutet Gerberei, aber auch Ort, wo Pflüge oder Ã?xte geschärft werden. Mitarbeiter, welche nach der Eingemeindung hier arbeiteten, findet man unter Elektrizitätswerk Seebach und Alter Werkhof!
Quellen: - Idiotikon Band II, 448 (Deutung Gerwe) - Emma Schulthess-Meier