In diesem Beitrag übt die OGS einige Kritik an der Art, wie die Post in Seebach ihre Postleitzahlen handhabt. Die OGS möchte aber klarstellen, dass sie nur mit den Postleitzahlen der Post unzufrieden ist. In jeder anderen Hinsicht arbeitet die Post und ihre Angestellten vorbildlich oder doch sehr zufrieden stellend, natürlich nicht nur in Seebach. Das soll hier voraus geschickt werden.
Seebach hat die Postleitzahl 8052 meint jedermann, doch das ist falsch! Seebach hat vier Postleitzahlen! Welch ein Luxus! Es sind dies neben 8052 auch 8152, 8046 und 8050. Noch um 1985 herum hatte Seebach nur drei Postleitzahlen, damals wurde das Gebiet Hürstholz noch von Örlikon aus bedient, so zeigt es jedenfalls eine Karte von Seebach mit eingezeichneten Postzustellbereichen auf. Dabei fällt auf, dass damals das Gebiet, wo heute das Welthandelszentrum (WTC) steht, noch der Seebacher Post zugeteilt war, da es damals nur eine Schafweide war (!). Nach dem Bau des noblen Hauses kam es zur Post Örlikon. Das verrät doch ganz offensichtlich, dass die Post durchaus in der Lage ist, an den Zustellbereichen der einzelnen Poststellen Änderungen vorzunehmen. Nur bleibt es für Aussenstehende geheimnisvoll, welches denn die Kriterien sind.
Die Konsequenz dieser Erkenntnis ist nun die, dass Örlikon folglich nicht einmal eine eigene Postleitzahl hat, denn die 8050 muss es ja mit einem Teil von Seebach teilen!
Vorgeschichte
Vor der Einführung der Postleitzahlen 1964 trug Seebach das postalische Kennzeichen 11/52. Aus Sicht der Post war das aber stets eine interne Nummer, gleichgültig ob von der alten oder der neuen Postleitzahl die Rede ist, welche einzig besagt, von welcher Poststelle aus eine bestimmte Adresse bedient wird. Ein paar Häuser im Frohloch, die zwar zu 8052 Zürich-Seebach gehören, wurden mit 8152 Glattbrugg bedacht, werden von der Poststelle Glattbrugg aus bedient und müssen ihre Adresse mit 8152 Glattbrugg anschreiben, obwohl sie sich in Zürich angemeldet haben.
Gleiches geschah beim Quartierteil Hürst, welcher zu Zürich-Seebach gehört und die Postleitzahl 8046 Zürich-Affoltern bekam. Krass wurde es aber im Grenzbereich zu Örlikon. Grosse Teile des Quartiers Seebach, welche nahe der früheren Post Örlikon (beim Bahnhof) lagen, erhielten schon um 1907 ihre Post nicht von der Seebacher Poststelle, sondern von der näher gelegenen Post Örlikon. Dazu gehörte damals auch schon der zu Seebach gehörende Quartierteil Leutschenbach, welcher aber nur ein paar ganz wenige Postempfänger hatte. Da die alte Örliker Post fast an der damaligen Gemeindegrenze zu Seebach lag, war es irgendwie noch verständlich, dass man die Örlikon nahen Gebiete Seebachs von dieser Post aus bediente.
Irgendwann erwuchsen die Poststellenleiter zu kleinen Königen, nachdem sich das Salär dieser Leiter auch nach dem Umsatz der Poststelle richtete, wie zumindest gemunkelt wurde. Diesen Grundsatz hielt die Post angeblich noch bis vor gar nicht so langer Zeit aufrecht. Das führte verständlicherweise dazu, dass die Poststellenleiter ihre Pfründe (gemeint ist das Zustellgebiet) gegen alle Widerstände mit dem Messer zwischen den Zähnen verteidigten. Nicht nur das Salär hing vom Umsatz der Poststelle ab, sondern auch das zugeteilte Personal, die Öffnungszeiten, die technische Ausrüstung und noch einiges mehr. Kurioserweise war dann noch lange Zeit ein Seebacher namens Hans Schubiger der Poststellenleiter in Örlikon.
Es gab aber auch Firmen, welche die Bedienung durch die Post Örlikon sogar schamlos ausnutzten, wie etwa die Schweizerische Bettfedern- und Steppdeckenfabrik, welche ungeniert auf ihrem Hauptgebäude, welches an der Federnstrasse lag, mit grossen Lettern verkündete «Neukomm & Co., Steppdeckenfabrik, Örlikon». Das war nicht gerade sehr nobel gegenüber dem Gemeinderat von Seebach, denn der bewilligte immerhin die Verlegung des Binzmühlebachs, um Platz für das Fabrikgebäude zu schaffen. Das gilt heute klar als Aufschneiderei. Verstärkt wurde dieser Eindruck dann noch dadurch, dass die Firma bei jeder Gelegenheit herausstrich, dass sie eine Zweigstelle im fernen Schanghai hätte.
Eher unschuldig war da die Otto Meier AG Örlikon (OMO) an der Eisfeldstrasse, denn sie kam von Örlikon nach Seebach, weil um 1952 ihr Firmensitz dem Jelmoli-Warenhaus Platz machen musste. Aber auch die Otto Rupf-Tankstelle, die Eisenwarenhandlung Haager im «Örlikerhus» und Brunos Airgate Restaurant schreiben ausdrücklich falsch, ihr Geschäft sei in Zürich-Örlikon. Dabei ging es vermutlich darum, sich mit dem viel internationaleren Ruf Örlikons zu schmücken, es kann ja nicht sein, dass derart gewichtige Firmen nicht genau wüssten, dass ihre Domizile auf Seebacher Boden liegen. Für den Poststellenleiter in Örlikon war das natürlich Balsam. Ein paar solche Firmen genügten, um seine Pfründe auf Jahrzehnte hinaus zu betonieren. Der Beton hält noch 2008.
Fazit
Jeder Mensch betrachtet seine Adresse aber als etwas sehr persönliches. So legt man auch Wert darauf, dass die Postanschrift mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Nachdem Seebach immer stärker wuchs, ergab es sich, dass immer mehr Seebacher, später vor allem Firmen, eine Adresse mit der Postleitzahl von Örlikon bekamen. Viele Privatpersonen störte das sehr, auch wenn man sich widerwillig daran gewöhnte. Doch was wollte man machen? Der Poststellenleiter von Örlikon war ja selber ein Seebacher. Dem konnte man doch nicht in den Rücken fallen. Also liess man es eben dabei bewenden. Geärgert hat man sich mit der Faust im Sack. Den Firmen hingegen war es eher recht so, denn mit der Post Örlikon hatten sie einen schnelleren Anschluss an die Bahnpostwagen und wohl auch bessere Schalteröffnungszeiten.
Die Folgen sind bekannt: Da von der Post Seebach nun viel weniger Kunden bedient werden müssen, hat sie weniger Schalter, weniger Personal, weniger Umsatz als ihr eigentlich zustünde und sie ist gezwungen, über Mittag die Pforten zu schliessen. Seebach wuchs aber weiter, insbesondere im Gebiet Leutschenbach und so kam es, dass ein immer grösserer Teil der Post für Seebach seinen Weg über die Poststelle Örlikon nahm und da sich jedermann mit seiner Adresse identifiziert und jedermann weiss, dass 8050 = Örlikon bedeutet, wähnen sich heute viele Firmen und Neuzuzüger ohne historischen Bezug zum Quartier Seebach ohne böse Absicht als Örliker.
Auch die Zürcher Tageszeitungen und sogar die Vorstadt bekamen zu Dutzenden immer wieder Leserbriefe erboster Seebacher, wenn ein unwissender Zeitungsberichterstatter die einfache Logik 8050 = Örlikon anwandte und über Örlikon berichtete, wo es doch Seebach betraf. Einige Zeitungen erwiesen sich als lernfähig. Dazu gehörte die Vorstadt. Ihr muss man im Nachhinein ein Kränzlein winden. Sie achtete recht sorgfältig darauf und besass vorübergehend in der Redaktion auch grosse Quartierpläne, die den Berichterstattern halfen, Fehler zu vermeiden.
Leider werden heute in der Redaktion aber immer öfter Praktikanten eingesetzt, welche nicht aus der Gegend stammen und daher die Grenzen der Quartiere kaum kennen. So wird man wohl damit leben müssen, dass der Zeitungsleser laufend falsch informiert wird, so wie die bereits erwähnte Zweigstelle Zürich-Nord der Universität Zürich, die ganz eindeutig auf Seebacher Boden liegt, gleich in mehreren Zeitungen als «Universität Örlikon» bezeichnet wurde, ungestraft natürlich. Tatsache ist aber, dass diese lediglich von der Post Örlikon bedient wird, jedoch in Seebach steht. Alle diese Irrtümer könnten vermieden werden, wenn die Postleitzahlen mit den Quartiergrenzen übereinstimmen würden.
Der OGS sind auch recht überhebliche und rechthaberische Töne gewisser Firmen im so genannten Örlikerhus in bester Erinnerung, welche recht sauer reagierten, als sie die OGS daran erinnerte, dass ihr Haus trotz anderem Namen in Seebach stehe. Sie meinten, die OGS hätte keine Ahnung und zeigten ihre Briefköpfe mit 8050er Postleitzahlen. Ganz so als würde die Post bestimmen, in welchem Quartier man wohnt und ganz so, als wäre diese unfehlbar wie der Papst. Leider hat es die Politik verpasst, hier einzugreifen und der Post staatsbürgerlichen Unterricht zu verpassen. Es zeigt aber auch auf, welchen ideellen Schaden die Post mit ihrem fehlenden Gespür anrichtet. Wie soll jemand mit der PLZ 8050 so ein Zugehörigkeitsgefühl zu Seebach entwickeln? Jedermann hat das Recht auf eine eigene und vor allem auf eine korrekte Adresse! Jene Seebacher, welche sich darüber aufregten, nannten den Streit mit der Post «Kaschmir-Konflikt», weil er ebenfalls schon lange schwelt und weil es weiterhin so aussieht, dass die Post ihn ähnlich wie die Parteien in Kaschmir, einfach in die Länge ziehen will.
Was wären die Folgen einer Anpassung der PLZ?
Beim Studium der Postzustellgebiete in und um Zürich wird der Grund rasch klar: Die Post hat ein Problem, denn Seebach ist nicht allein. In zahlreichen Orten und Quartieren hat man während Jahrzehnten ein Grenz-Chaos angerichtet, welches nur noch mit hohen Kosten beseitigt werden könnte. Im Falle Seebach/Örlikon käme hinzu, dass nach einer Verschiebung der Postleitzahlen-Grenze zur tatsächlichen Quartiergrenze jene Firmen und Gewerbler, welche bisher von Örlikon aus auch über Mittag bedient wurden, den gleichen Service von der Poststelle Seebach erwarten würden. Bisher hat die Post Seebach aber, trotz über 23'000 Einwohnern (!), über Mittag geschlossen (!). Die Post muss aber sparen und eine Anpassung liefe darauf hinaus, dass dann seitens des Gewerbes gefordert würde, dass auch die Seebacher Post über Mittag offen hätte. Zusätzlich müsste die Post die Zahl der Schalter erhöhen. Wie? Wo? Usw. Und die Stadt müsste zwischen Leutschenbach und der Post Seebach eine Strassenverbindung herstellen, damit zwischen Firmen und Post auch eine vernünftige Wegverbindung besteht und die fehlt heute. Ausserdem müsste die Post in Seebach mindestens weitere 50 Parkplätze einrichten. Vermutlich liegt hier der Hase im Pfeffer.
Was kann der einzelne tun?
Es gibt aber eine Möglichkeit für schollenbewusste Seebacher: Machen Sie es wie die Bäckerei-Konditorei Sigrist am Felsenrainplatz. Schreiben Sie 8050 Zürich-Seebach! Das ist nicht verboten und Sie kommen zu ihrem Recht. Mancher mag einwenden, dass dies doch rein akademisch sei, nachdem Seebach doch eingemeindet wurde. Es ist aber im Interesse der Stadt, wenn die Quartiere lebendig bleiben und nicht zu einem Einheitsbrei verkommen, der keine Identität mehr hat. Warum fördert die Stadt das Quartierleben? Warum unterstützt und konsultiert sie die Quartiervereine? Da wäre es doch sehr wichtig, dass auch die Post mit richtigen Postleitzahlen mithilft, den neu zuziehenden oder nur hier arbeitenden Menschen ganz klar vermittelt, in welchem Quartier sie wohnen oder arbeiten. Dies ist ein Aufruf an jene Stellen bei der Post, welche im fernen Bern sitzen und vielleicht nicht an die Irritationen denken, welche sie bei ortsbewussten Leuten auslösen.
Die OGS hält daher am Grundsatz fest: Wenn in der Schweiz schon jeder Einwohner verpflichtet ist, sich in einer Gemeinde oder einem Quartier anzumelden, dann hat er auch das Recht, dass seine Adresse mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Das ist heute in Teilen Seebachs nicht der Fall! Und auch anderswo nicht. Es mag stimmen, dass die Postleitzahl eine interne Sache der Post ist. Wenn die gleiche Post aber verlangt, dass man sie in der eigenen Adresse benützt, dann sollte sie mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Die Adresse gehört doch dem Inhaber und nicht der Post. Wenn dieser Inhaber in Seebach wohnt, sollte auch die Postleitzahl von Seebach auf der Adresse stehen. Ist das so schwer zu verstehen? Dann sähen alle Benützer sofort, zu welchem Quartier eine Adresse gehört. Die Postleitzahl wäre dann kein geheimnisvolles Mysterium mehr, sondern sie würde zur sprechenden Zahl. Daraus folgert sich zwingend, dass Postleitzahlen mit den Gemeinde- und Quartiergrenzen übereinstimmen müssen. Wenn die Post intern andere Grenzen zieht, muss sie dies anders lösen, nämlich intern. Dass die Post in diesem Punkt auch lernfähig ist, hat sie im Falle von Bertschikon/Rickenbach/Attikon TG nach Jahre langen Querelen eingesehen und das Chaos 2007 endlich beendet. Man darf also hoffen.
Nachtrag
Eigene Beobachtungen der OGS haben ergeben, dass zumindest die Briefpost im Bereich des Kreises 11 heute nicht mehr durch die einzelnen Poststellen, sondern zentral in der Tramonthalle von Örlikon aus verteilt werden. Schon mehrfach konnte ich dort sowohl Örliker als auch Seebacher Postboten erkennen. Somit besteht eigentlich kein zwingender Grund mehr, ausser der langjährigen Gewohnheit, die Postzustellgebiete den tatsächlichen Quartiergrenzen anzupassen. Dagegen könnten höchstens noch jene wenigen Firmen sein, welche ihr Briefpapier und ihre Briefumschläge immer noch in einer Offset-Druckerei herstellen lassen und offenbar noch keinen PC besitzen. Für sie wäre es aufwändig. Alle anderen aber können ihre PLZ binnen weniger Sekunden mit einer kleinen Transaktion am PC anpassen. Wenn das bis heute von der Post noch nicht ins Auge gefasst wurde, dann vermutlich deshalb, weil einige Firmen es gar nicht gerne sähen, wenn sie, wie es sich eigentlich gehört, zu Seebach geschlagen würden. Was aber spricht denn dagegen, dass man die Wirklichkeit endlich anerkennt?